Landarbeiter protestieren gegen Korruption

Protestaktion gegen Führungspersonal des staatlichen Unternehmens Agropatria. Bauernorganisation beklagt illegale Parallelmärkte

bauernprotest.jpg

Protestaktion der venezolanischen Bauernorganisation FNCEZ
Protestaktion der venezolanischen Bauernorganisation FNCEZ

Mérida, Venezuela. Landarbeiter der venezolanischen Landarbeiterorganisation FNCEZ haben am vergangenen Donnerstag die Filiale des staatlichen Unternehmens Agropatria in El Vigía im Bundesstaat Mérida besetzt. Mit der Aktion protestiere Venezuelas größte Bauernorganisation gegen Fälle von Korruption und Unterschlagung innerhalb des Betriebes.

Der Zulieferbetrieb für die landwirtschaftliche Produktion Agropatria ist das Nachfolgeunternehmen von Agroisleña. Das spanisch-venezolanische Unternehmen wurde im Oktober 2010 wegen überhöhter Preise, Spekulation und Umweltzerstörung verstaatlicht. Es kontrollierte etwa 70 Prozent der Sektoren, die Grundnahrungsmittel wie Mais, Reis und Getreide produzieren und hatte außerdem ein Monopol auf den Vertrieb von Samen. Präsident Chávez kündigte nach der Verstaatlichung eine Preissenkung von bis zu 60 Prozent für die Produkte des Zulieferers an.

Die FNCEZ beklagte nun mit ihrer Aktion, dass das Führungspersonal mehrerer Filialen in den westlichen Bundesstaaten Mérida und Zulia illegale Parallelmärkte aufgezogen habe. Dort würden für den Verkauf durch Agropatria bestimmte Produkte zu Preisen an die Bauern verkauft, die zwischen 100 und 200 Prozent über den vom Staat angeordneten liegen. Manches Saatgut sei bei Agropatria gar nicht mehr zu kaufen, sondern nur noch auf diesen illegalen Märkten.

Die an der Besetzung beteiligten Bauern nennen in einer Erklärung beispielhaft die Namen der Verantwortlichen im Bundesstaat Mérida und fordern, dass Untersuchungen gegen sie eingeleitet werden. Sie weisen außerdem auf den Widerspruch hin, dass ein großer Teil des Führungspersonals von Agroisleña in den verstaatlichten sozialistischen Betrieb übernommen wurde. Dies habe zur Bildung von Mafia-Strukturen geführt, die eine Transformation hin zum Aufbau eines "Unternehmens mit sozialistischer und revolutionärer Vision in den Händen der Volksmacht" nicht zuließen.

Die Bauernfront fordert die Überprüfung der Arbeit der verschiedenen Leiter und Koordinatoren des Unternehmens und die Überführung von Agropatria "in die Hände des organisierten Volkes", sowie eine gemeinsame nationale Leitung aus Vertretern der bolivarischen Regierung und der Volksmachtstrukturen, an der die organisierten Bauern direkt beteiligt sind.