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Medien spekulieren über Gesundheit Hugo Chávez'

Präsident Venezuelas seit drei Wochen zur Behandlung in Kuba. Schlechte Informationspolitik heizt Spekulationen an

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Hugo Chávez mit Fidel und Raúl Castro in Kuba
Hugo Chávez mit Fidel und Raúl Castro in Kuba

Caracas. Venezolanische und internationale Medien spekulieren weiter über den Gesundheitszustand des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. Das Staatsoberhaupt des südamerikanischen Landes befindet sich seit dem 5. Juni zu einer medizinischen Behandlung in Kuba. Offiziellen Angaben der venezolanischen Regierung zufolge unterzog sich Chávez zunächst einer Knieoperation auf der Karibikinsel. Später hieß es, er sei wegen eines Abszesses am Becken operiert worden. Immer wurde jedoch betont, der Präsident befinde sich auf dem Weg der Besserung und würde bald nach Venezuela zurückkehren. Am Dienstag hatte die Nationalversammlung die verlängerte Abwesenheit des Staatsoberhaupts autorisiert. In den drei Wochen seit der Abreise erklärte Vizepräsident Elías Jaua die Entscheidungen der Regierung. Am Freitag meldete sich der Präsident selbst zum ersten Mal seit Anfang des Monats über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort.

Die Abwesenheit von Hugo Chávez, der üblicherweise eine starke Medienpräsenz in Venezuela hat, führte zu Diskussionen zwischen dem Regierungslager und der Opposition. Während erstere verteidigten, dass der Präsident weiter regiere, sahen Vertreter des oppositionellen "Tischs der demokratischen Einheit" (MUD) in der Abwesenheit einen Verfassungsbruch. Américo de Gracia, Abgeordneter des Oppositionsbündnisses, forderte Chávez auf, die Regierungsgeschäfte vorübergehend an Vizepräsident Elías Jaua abzugeben und das Land täglich über seinen Gesundheitszustand zu informieren.

Bezüglich des Zeitpunkts seiner Rückkehr machten verschiedene Regierungsvertreter unterschiedliche Angaben. Die Ankündigung des Parlamentsabgeordneten der Regierungspartei PSUV, Saúl Ortega, am Montag, Chávez würde "in den nächsten Stunden" nach Caracas zurückkehren, dementierte Informationsminister Andrés Izarra umgehend. Am Donnerstag erklärte dann Verteidigungsminister Carlos José Mata Figueroa, Chávez sei "stärker als je zuvor" und kehre "in zehn oder zwölf Tagen" zurück in sein Heimatland. Dieselbe Information hatte einen Tag zuvor der Bruder des Präsidenten und Gouverneur des Bundesstaates Barinas, Adán Chávez, verbreitet.

Die wenig klare Informationspolitik der Regierung führte zu wilden Spekulationen über den Gesundheitszustand des linken Präsidenten. Oppositionelle Medien hatten zunächst verbreitet, Chávez habe sich in Kuba Fett absaugen lassen. Auch die Variante einer Krebsbehandlung fand immer wieder Einzug in Medienberichte. Diese Version nährte die rechte Tageszeitung El Nuevo Herald in Miami am Samstag. Unter Berufung auf US-amerikanische Geheimdienstkreise berichtete das Blatt, Chávez habe ein "kritisches Krankheitsbild". Die anonyme Quelle könne jedoch nicht bestätigen, dass Chávez wegen Prostata-Krebs in Kuba behandelt würde. Diese Version gehe derzeit "in hohen venezolanischen Kreisen" um. Als vermeintliche Bestätigung der These des kritischen Zustands führt die Zeitung an, dass die Tochter des Präsidenten gemeinsam mit ihrer Mutter nach Kuba geflogen seien.

Am Samstag sorgte eine zweideutige Aussage des venezolanischen Außenministers Nicolás Maduro am Samstag für weiteres Rumoren in der internationalen Presselandschaft. Er hatte vom "Kampf des Präsidenten für seine Gesundheit" gesprochen, welcher "der Kampf aller, der Kampf um das Leben, für die unmittelbare Zukunft unseres Vaterlandes" sein müsse. Verschiedene Medien interpretierten die Aussage als Anerkennung, dass Chávez mit dem Tod ringe. Dem widersprachen zahlreiche Regierungsvertreter vehement. "Die internationale Rechte wird schon verrückt und reibt sich die Hände", erklärte Vizepräsident Elías Jaua. "Sie reden sogar vom Tod des Präsidenten." Er verglich die Situation mit dem Staatsstreich vom 11. April 2002 und versicherte, dass auch diesmal der Präsident zurückkehre. "Chávez wird es hier noch einige Zeit geben", so Jaua. Auch Präsidialamtsministerin Erika Farías erklärte, der Präsident befinde sich in einem guten Zustand und kehre bald zurück nach Venezuela. Informationsminister Izarra forderte die Bevölkerung via Twitter auf, den Spekulationen des "Gesindels" keinen Glauben zu schenken.

Leicht ironisch kommentierte Carlos Romero, Professor an der Zentraluniversität Venezuelas (UCV) in Caracas, unterdessen das Verhalten der Opposition. Sie konzentrierten sich so sehr auf Chávez, dass er ihr nun genauso fehle wie der Regierung. "Der Hauptdarsteller ist im Moment aus dem Spiel und sie haben keine Antwort auf diese Situation", so Romero.