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Kubas Santería-Priester treffen Prognose für 2012

Vorhersagen der afrokubanischen Geistlichen werden seit 1986 jeden Januar veröffentlicht. Santería entstand als Schutz der schwarzen Sklaven

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Anhänger der Santería auf Kuba
Anhänger der Santería auf Kuba

Havanna. Für das begonnen Jahr haben die als "Babalaos" bekannten Santería-Priester für Kuba und für die Welt weitreichende soziale Veränderungen

prognostiziert. Die heutige Welt werde "sterben", hieß es in der Prognose, die positiv hinzufügte: eine andere, bessere Welt werde geboren. Seit 1986 tritt in Havanna jedes Jahr Anfang Januar ein Komitee aus Priestern der afrokubanischen Religionsgruppe der Santería zusammen, um Prophezeiung für das kommende Jahr zu treffen. Das Ritual der Priester des "Ifá" gibt dabei Hinweise und Regeln für Leben, Politik und Wirtschaft – auch über Kuba hinaus. Das Spektakel findet inzwischen weit über die sehr geschlossenen Grenzen der Santería hinaus Beachtung.

Die Voraussagen der Santería-Priester werden recht konkret: Sie sprechen für das die laufende Jahr die Empfehlung aus, sich vor Haut- und Verdauungskrankheiten, vor Bandscheibenvorfällen, Unfällen und Stürzen zu hüten und verkünden außerdem die Verringerung der Geburtenrate sowie ein Ansteigen der Kindersterblichkeit, der Epidemien und der Todesfälle aus Altersschwäche.

Unter den Empfehlungen wird dazu aufgerufen, die Hygiene in den Krankenhäusern zu verbessern, Kampagnen zur Vorbeugung von Seuchen und gegen Umweltverschmutzung durchzuführen, Promiskuität und Diffamierungen zu vermeiden, wie auch seinen Kindern ein besondere Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Einige Anweisungen der Babalaos beziehen sich auf die Sozialpolitik. So werden der Bau von Wohnungen, das Erlernen von Berufen, die Pflege der Landwirtschaft und die Überarbeitung der Strafgesetze empfohlen.

In Kuba ist die afrokubanische Santería Teil der nationalen Kultur, ihre Prognosen beruhen auf Naturbeobachtung und ihre Gläubigen bilden, obwohl keine gesicherten Zahlen bestehen, die Mehrheit im Land. Der Grund dafür liegt in der Geschichte: Während der spanischen Kolonie verurteilte die katholische Kirche schwarze Sklaven zum Tode, die ihre afrikanischen Götter verehrten. Die Lösung für die Anhänger der afrikanischen Götter bestand im Synkretismus zwischen den afrikanischen "Orishas" und den christlichen Heiligen: Offiziell wurden katholische Heilige verehrt, jede Figur entsprach jedoch auch einer afrikanischen Gottheit.

Auch wenn die kubanische Regierung diese Aktivitäten seit dem Sieg der Revolution nicht gefördert hat, schaffte es die Yoruba-Religion als einzige Glaubensrichtung, ihren Einfluss und ihre Anhänger unter der kubanischen Bevölkerung zu erhalten und sogar auszuweiten. Die Kluft zur katholischen Kirche aber besteht bis heute: Vertreter der Santería sind nicht zu den Aktivitäten beim bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. eingeladen. Auch während der vorherigen Visite von Johannes Paul II. im Jahr 1998 blieben sie ausgeschlossen.

Die Santería-Würdenträger ficht das nicht an: Lázaro Cuesta, Sprecher des Organisationskomitees für den Brief der Babalaos, versicherte, dass die von ihnen für 2011 verkündeten Vorzeichen sich in der ganzen Welt erfüllt hätten. Dies sei bei den Konflikten in den arabischen Ländern ebenso der Fall gewesen wie bei meteorologischen Erscheinungen.