Kolumbianische Palmöl-Arbeiter in Gefahr

Geplante Einschüchterung gegen Gewerkschaft durch Paramilitärs. Leiharbeiter werden isoliert. Auch andere Gewerkschaften beklagen Druck

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Ölpalmplantage
Ölpalmplantage

Villavicencio, Kolumbien. Arbeiter des Palmölunternehmens Aceites Manuelita im kolumbianischen Bundesstaat Meta prangern unmenschliche Arbeitsbedingungen an

und befürchten Repression. Es habe sich das Gerücht verbreitet, dass 300 Paramilitärs aus dem nördlichen Bundesstaat Norte de Santander demnächst in die im Süden Kolumbiens gelegene Region der Ölpalmplantagen gebracht werden sollten, sagte Carlos Julio Hernández, der Vizepräsident der Gewerkschaft der Öl- und Lebensmittelindustrie in Meta (Sintraimagra). "Dies erfüllt uns mit großem Schrecken, denn dadurch wird die Arbeit unserer Gewerkschaft erheblich erschwert."

Die Gewerkschaft versucht zurzeit die extreme Ausbeutung der Leiharbeiter auf den Plantagen ans Licht zu bringen. Durch ihre Leihfirmen heuerte Aceites Manuelita Landarbeiter aus anderen Bundesstaaten mit dem Versprechen an, ihnen täglich 80.000 Pesos netto (circa 32 Euro) zu zahlen. Wenn sie aber mit ihren Familien auf den Plantagen seien, bekämen sie nur 25.000 Pesos (circa zehn Euro) pro Tag. Davon müssten sie nicht nur die Ausgaben für die Sozialversicherung, sondern auch die benötigten Werkzeuge und die eigene Arbeitsausstattung bezahlen, so Hernández.

Sie müssen dem Unternehmen sogar die Kosten zurückerstatten, die ihre Anwerbung verursacht hat, wie zum Beispiel Transport und ärztliche Untersuchungen. Um zu vermeiden, dass die Anbieter den Ort verlassen, ohne dies bezahlt zu haben, müssen sie der Leihfirma nach ihrer Ankunft ihre Personalausweise als Pfand übergeben, erklärt Hernández die prekäre Situation.

Besonders problematisch sei die Isolierung der Arbeiter. Sie werden in Lager gebracht, die abgeschottet innerhalb der Plantagen vom Unternehmen eingerichtet worden sind. Außerdem stehe in ihren Verträgen, dass sie mit niemandem über ihre Arbeitsbedingungen sprechen und auch keiner Gewerkschaft beitreten dürfen. Trotzdem haben einige der Betroffenen, die die Plantagen verlassen konnten, Sintraimagra über die Situation unterrichtet. "Es handelt sich um neue Formen der Sklaverei", versicherte Hernández.

Die Angriffe auf die Vereinigungsfreiheit haben in den letzten Tagen auch andere Unternehmen getroffen. Die Gewerkschaft der Getränkeindustrie Sinaltrainbec informierte darüber, dass die Bierbrauerei Bavaria eine Kampagne gegen die Gründung einer Filiale von Sinaltrainbec im südwestlichen Bundesstaat Valle del Cauca durchführe. Die Brauerei gehört dem englischen Konzern Sabmiller. Teil der Aktionen von Bavaria seien vor kurzem die Entlassung von Gründern der Niederlassung und die Versetzung des Präsidenten der Filiale Valle gewesen, beklagen Gewerkschafter.