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Bolivien schließt neuen Vertrag mit Rohstoffkonzern

Schweizer Unternehmen Glencore künftig nur noch mit Minderheitenbeteiligung. Investition von 100 Millionen US-Dollar in Standorte zugesagt

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Arbeiter in bolivianischer Mine
Arbeiter in bolivianischer Mine

La Paz. Der weltweit größte Rohstoffhändler Glencore bleibt in Bolivien. Künftig wird der Konzern mit Hauptsitz in Baar im schweizerischen Kanton Zug jedoch nur noch eine Minderheit

an der Ausbeutung seiner drei Bergwerke im Land halten, berichtet die US-Nachrichtenagentur Reuters. Laut dem in dieser Woche abgeschlossenen Vertrag erhält Glencore dann 45 Prozent der Gewinne, die restlichen 55 Prozent gehen an den Staat. Das Unternehmen betreibt in Bolivien insgesamt drei Bergwerke und fördert Silber, Zink, Blei und Zinn.

Nach Angaben der staatlichen Bergbaugesellschaft Comibol ist der Vertrag mit Glencore der erste neue seiner Art. Er soll als Muster für weitere Verträge mit Privatunternehmen fungieren, die nach der neuen Gesetzgebung nötig werden, zitiert Reuters Hector Cordova, den Chef von Comibol. Allerdings ist das neue Bergbaugesetz noch in der Beratungsphase und noch gar nicht in Kraft. Zu den weiteren Unternehmen, die neue Verträge abschließen müssen, gehören laut Reuters die Konzerne Coeur d'Alene (USA) und Sumitomo (Japan). Der japanische Konzern betreibt in San Cristobal (Departement Potosí) die größte Mine des Landes, in der Silber, Zink und Blei gefördert werden.

Bisher führt Glencore seine Geschäfte in Bolivien unter dem Dach der Tochtergesellschaft Sinchi Wayra. Laut Cordova wird die künftige neue Gesellschaft mit Mehrheitsbeteiligung des Staates einen neuen Namen bekommen. Für die kommenden fünf Jahre wird Glencore zudem 100 Millionen US-Dollar in seine Standorte Bolivar (Cochabamba), Colquiri (La Paz) and Porco (Potosí) investieren, was laut der Tageszeitung La Razon eine der Bedingungen für das Abkommen war.

Nach Angaben von Reuters führt Sinchi Wayra eine seiner drei Minen bislang in einer Partnerschaft mit Comibol bei geteiltem Risiko. Die beiden anderen Minen hat das Unternehmen gepachtet und zahlt acht Prozent der Profite an den Staat. 2011 hat das Unternehmen Rohstoffe im Wert von über 300 Millionen US-Dollar exportiert.

Bereits im Jahr 2007 hatte die Regierung von Präsident Evo Morales die Zinnschmelze Vinto verstaatlicht, die zu Sinchi Wayra gehörte. Der Grund war unter anderem, dass es beim Verkauf des Werks durch Ex-Präsident Gonzalo Sánchez de Lozada an das Tochterunternehmen des Schweizer Konzern zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Auch ansonsten steht Glencore immer wieder in der Kritik. So protestierten beispielsweise im vergangenen Oktober Vertreter indigener Gemeinschaften aus Peru, Argentinien und Kolumbien in Zug gegen Glencore und den zweiten großen Schweizer Bergbaukonzern Xstrata, der mit Glencore fusionieren will.