Peru: Guerilla dringt auf Gasfeld vor

Mega-Erdgasprojekt wurde bestreikt. Regierung und Provinzregierung widersprechen sich in Aussagen. Konflikte um internationale Konzerne

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Blick auf das Gasfeld in Camisea
Blick auf das Gasfeld in Camisea

Lima. In den frühen Morgenstunden am Ostermontag haben rund 60 Bewaffnete die kleine Ortschaft Kepashiato im zentralperuanischen Departement Cusco

kurzzeitig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Aktion stand offenbar in Zusammenhang mit Arbeitskämpfen von Angestellten internationaler Erdöl- und Erdgasunternehmen. Nach einer 60-minütigen Ansprache an die Dorfbewohner und einer Erklärung über den lokalen Radiosender hätten die vermummten Männer das provisorische Arbeitslager am Nachmittag wieder verlassen, heißt es in Berichten nationaler Medien.

Gemäß einer Erklärung des peruanischen Innenministeriums seien die "Entführer" gewaltsam in die Unterkünfte der Arbeiter eingedrungen, um sie in gestohlenen LKWs an "einen unbekannten Ort" zu verbringen. Staatliche Stellen vermuten Guerilla-Kämpfer der Untergrundbewegung "Sendero Luminoso" hinter der Besetzung. Polizeiangaben zufolge würden sich von anfangs 30 weiterhin sieben Angestellte zweier multinationaler Erdölfirmen in der Gewalt der Bewaffneten befinden, so die staatliche Nachrichtenagentur Andina.

Aus der Provinzregierung hieß es hingegen, das Auftauchen der Guerilla sei eine "Unterstützungsaktion" für die jüngsten Arbeitsniederlegungen vor Ort. Arbeiter des schwedischen Bauunternehmen Skanska AB, das weltweit rund 54.000 Mitarbeiter beschäftigt, und der US-amerikanischen Öl- und Gasfirma Colorado Oil & Gas seien wegen nicht erfüllter Forderungen kurz zuvor in einen "unbegrenzten Streik getreten", so Provinz-Gouverneur Rojas Oviedo gegenüber dem Radiosender RPP.

Das 230.000 Hektar große Camisea-Gasfeld befindet sich 500 Kilometer östlich von Lima und 250 Kilometer von Cusco entfernt. Es gehört zu den Blöcken 88-A und 88-B (San Martin und Cashiriari). Die mit 13,4 Billionen Kubikfuß Erdgas und 725 Millionen Barrel Erdöl größte Lagerstätte Perus ging 1996 an das britisch-holländische Unternehmen Shell und das US-amerikanische Unternehmen Exxon-Mobil.

Ende 2000 sicherte sich das Konsortium Pluspetrol (27,2 Prozent), Hunt Oil Company (25,2 Prozent) SK Corporation (17,6 Prozent), Repsol YPF (zehn Prozent), Tecpetrol (zehn Prozent) und Sonatrach (zehn Prozent) die Förderrechte.

Unregelmäßigkeiten bei der Ausschreibung, die ausschließliche Verwendung der Bodenschätze für den Export und mangelnde Arbeitnehmerrechte bei den Energiefirmen führen regelmäßig zu Protesten.

Jüngst abgeschlossene Neuverhandlungen der Regierung von Präsident Ollanta Humala haben die Nutzung der Gas-Reserven für Perus Binnenmarkt erreicht.