Eon enttäuscht kolumbianische Menschenrechtler

Energiekonzern sieht keine Verantwortung wegen Gewalt in Kolumbien. Menschenrechtler befragen Vorstand bei Hauptversammlung

img_3344_0.jpg

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender der Eon AG
Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender der Eon AG

Essen. Menschenrechtsaktivisten haben bei der Hauptversammlung des Stromkonzerns Eon vom Vorstand eine Stellungnahme wegen Menschenrechtsverletzungen durch seine Steinkohlelieferanten in Kolumbien  gefordert. Trotz wiederholter Nachfragen seien die Antworten "knapp und nichtssagend" gewesen, sagte der Vorsitzende des kolumbianischen Anwaltkollektivs CAJAR, Alirio Uribe, gegenüber amerika21.de. Auch die Vertreterin der Indigenen-Organisation "Kraft der Frauen der Wayúu", Angélica Ortíz, und der Bergbaureferent der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN, Sebastian Rötters, waren nach der Veranstaltung von der Haltung der Konzernleitung enttäuscht.

Nach Ortíz' Darstellung sind mehrere indigene Gemeinden im nördlichen Bundesstaat La Guajira wegen der Ausweitung des Steinkohletagebaus Cerrejón ohne Entschädigung vertrieben worden. "Während die Bewohner von Tabaco nach wie vor keine Heimat haben, droht das Unternehmen den Menschen in der Gemeinde Roche mit Enteignung. Finden Sie dieses Verhalten Ihres Geschäftspartners akzeptabel?", fragte Ortíz. Der Eon-Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen antwortete, dass Cerrejón auf eigene Initiative hin eine Untersuchung in Auftrag gegeben habe: "Heute ist alles in Ordnung."

Dessen ungeachtet forderte Ortíz den Vorstand auf, die Namen aller in Kolumbien aktiven Steinkohlekonzerne offen zu legen, mit denen Eon Geschäfte macht. Dies ist laut Teyssen "aufgrund des harten Wettbewerbs" jedoch nicht möglich.

Die Vertreterin der indigenen Frauen wollte erfahren, warum das deutsche Unternehmen keinen Druck auf das Förderprojekt Cerrejón ausübt, damit dieses die indigene Bevölkerung konsultiert, bevor Bergbauprojekte in indigenen Territorien durchgeführt werden. Dies wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gefordert. Auch hier wehrte Teyssen die Kritik ab. Man habe die "Better Coal Initiative" gegründet, um Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden. Nach Ansicht von FIAN-Referent Rötters werden die Hauptprobleme damit allerdings nicht angegangen.

Alirio Uribe sagte in seiner Rede in der Hauptversammlung, dass der US-amerikanische Konzern Drummond in dringendem Verdacht stehe, die Morde an zwei Gewerkschaftern in Auftrag gegeben zu haben. Der Konzern fördert Steinkohle im Bundesstaat Cesar. Beide Arbeiter von Drummond wurden durch Paramilitärs getötet. Es gebe auch klare Hinweise darauf, dass das Unternehmen "jahrelang paramilitärische Gruppen im Department Cesar finanziell unterstützt hat", so Uribe.

Hinsichtlich der langen Geschäftsbeziehungen, die Eon zu Drummond haben soll, fragte Uribe den Vorstand: "Sind sie sicher, dass ein solch kriminelles Verhalten mit ihren Grundsätzen für eine verantwortungsvolle Beschaffung vereinbar ist?" Weiterhin wies Uribe auf die Website von Eon hin, wo über verantwortungsvolle Beschaffung, Lieferantenqualifizierung und Lieferantenprüfungen informiert werde. Die Frage sei, ob Eon die Konzerne Drummond und Cerrejon hat untersuchen lassen, so Uribe. Antworten von Teyssen auf diese Fragen blieben aus.