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Kolumbianischer General in den USA angeklagt

Hoher Offizier soll mit Drogenhändlern zusammengearbeitet haben. Angeklagter war Sicherheitschef von Ex-Präsident Uribe

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Kolumbianischer Offizier bei der Beschlagnahmung von Drogen
Kolumbianischer Offizier bei der Beschlagnahmung von Drogen

Bogotá. Das US-amerikanische Bezirksgericht des Bundesstaats Virginia hat Anklage wegen Drogenhandels gegen den kolumbianischen General der Polizei Mauricio Santoyo erhoben. Er soll zwischen 2000 und 2008 mit Paramilitär-Chefs der ehemaligen "Selbstverteidigungskräfte" (AUC) und der kriminellen Organisation "Oficina de Envigado" mehrere Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt haben.

Der US-amerikanische Staatsanwalt Neil H. MacBride beschuldigt den hohen Offizier, circa fünf Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern angenommen zu haben. Santoyo habe die "Oficina de Envigado" vor Aktionen gegen deren Strukturen gewarnt und Informationen über Konkurrenten im Drogenhandelsgeschäft übermittelt, die später umgebracht wurden.

Ex-Präsident Alvaro Uribe hatte den General zwischen 2002 und 2006 zu seinem Sicherheitschef gemacht. Der Offizier stand dem ehemaligen Regierungschef seit den 1990er Jahren sehr nah, als dieser Gouverneur des Bundesstaats Antioquia war.

Als Kommandant der Sondereinheit der Polizei Gaula in Medellín hatte Santoyo illegal angeordnet, 2.000 Telefonanschlüsse abzuhören. Einige von diesen Bespitzelungen haben zur Verschleppung der Menschenrechtsaktivisten Claudia Monsalve und Ángel Quintero geführt, die noch immer verschwunden sind und vermutlich ermordet wurden. In Folge hat die Disziplinarstaatsanwaltschaft im Jahr 2003 die Absetzung des Polizeioffiziers angeordnet.

Der ehemalige Präsident Uribe hat diese Entscheidung jedoch missachtet und Santoyo im Jahr 2007 zum General befördert. "Ich habe keine Worte, um ihnen meine Dankbarkeit auszusprechen", sagte damals Uribe bei der Beförderungszeremonie.

Auch von Präsident Santos verlangte der Oppositionelle Jorge Robledo Rechenschaft für die damalige Ernennung von Santoyo abzulegen. Robledo erinnerte daran, dass Santos zu jener Zeit als Verteidigungsminister der Regierung Uribe ebenso die Verordnung der Disziplinarstaatsanwaltschaft ignorierte und sogar den Antrag zur Beförderung des Generals beim Senat gestellt hatte.

Bereits im Jahr 2010 war die Anklage gegen den hohen Offizier fertiggestellt, doch die Regierung Obama entschied sie einzustellen, um die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien nicht zu belasten, weil Uribe damals noch Präsident war. "Zwischen 2002 und 2010 war Santoyo unantastbar", erklärte der Kolumnist der kolumbianischen Wochenzeitung Semana, Daniel Coronell. Die USA könnten demnächst die Auslieferung des Generals fordern.