Asyl-Bescheid für Assange erst nach Olympia

Spanischer Jurist Baltasar Garzón übernimmt Verteidigung des Internet-Aktivisten. Regierung in Quito will Entscheidungsweg transparent machen

Quito/London. Ecuadors Regierung wird erst nach dem Ende der Olympischen Spiele in London über den Asylantrag des Internetaktivisten Julian Assange entscheiden. Der Australier befindet sich nach wie vor in der Botschaft des südamerikanischen Landes in London, wo er vor den britischen Behörden Zuflucht gesucht hat.

Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño erklärte gegenüber der Presse, dass Ecuador erst nach den laufenden Olympischen Spielen in London über den Asylantrag des Gründers des Internetportals Wikileaks entscheiden wird. Auf diese Weise sollen die Beziehungen zwischen Großbritannien und Ecuador während der Wettkämpfe nicht belastet werden. Patiño geht davon aus, dass die Meinungen beider Staaten über den Fall erheblich auseinandergehen. Patiño hat zudem Vertreter Großbritanniens und Schwedens zu Konsultationen über den Fall eingeladen. Schweden verlangt derzeit von der Regierung in London die Auslieferung des Internetaktivisten.

Das Internet-Enthüllungsportal Wikileaks gab in einer Pressemitteilung indes bekannt, dass der international bekannte spanische Anwalt Baltasar Garzón die Leitung der Verteidigergruppe von Julian Assange übernimmt. Garzón und Assange hatten sich in London in der Botschaft Ecuadors getroffen, um eine neue Verteidigungsstrategie zu besprechen. Garzón sagte danach gegenüber der Presse, dass der Fall Assange nach seiner Einschätzung einen politischen Hintergrund hat. Die Verteidigung sei schwierig, weil derzeit Verfahren in mehreren Ländern laufen.

Garzón ist durch seine Ermittlungen gegen Diktatoren bekannt geworden. Sein Einsatz hat unter anderem zu der Verhaftung des ehemaligen chilenischen Diktators Augusto Pinochet geführt. Allerdings ist sein Vorgehen in anderen Fällen durchaus umstritten, so etwa die von ihm verfügte Schließung linker Medien im Baskenland.

Ecuadors Präsident Rafael Correa kündigte in einem Fernsehinterview indes an, dass die Entscheidung seiner Regierung und der juristischen Instanzen seines Landes über den Asylantrag ausführlich dokumentiert werden wird. Jedwede Entscheidung werde für Beobachter transparent und nachvollziehbar sein.

Julian Assange befindet sich seit dem 10. Juni in der Botschaft von Ecuador in London. Nach seiner Flucht in die diplomatische Vertretung hatte er die Regierung des südamerikanischen Landes um politisches Asyl gebeten.