Ursachensuche nach Raffineriebrand in Venezuela

Staatsanwaltschaft beginnt Ermittlungen. Regierung weist Vorwürfe von Gasaustritt am Vortag der Explosion zurück und bildet Entschädigungsfonds

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Raffinerie-Unglück in Amuay: das offene Feuer ist gelöscht, jetzt läuft die Ursa
Raffinerie-Unglück in Amuay: das offene Feuer ist gelöscht, jetzt läuft die Ursachenforschung

Caracas. Die venezolanische Staatsanwaltschaft hat am Dienstag Ermittlungen wegen der schweren Explosion in der Erdölraffinerie Amuay im Nordwesten des Landes aufgenommen. Bei dem Unglück sollen nach offiziellen Angaben 41 Menschen ums Leben gekommen sein. Das Justizministerium des Landes hat außerdem eine Sonderermittlungsgruppe mit technischen Experten, Wissenschaftlern und Beamten der Kriminalpolizei (CICPC) einberufen, erklärte der für die Strafverfolgung zuständige Vizeminister, Hugo Armando Carvajal Barrios.

Unterdessen wies die venezolanische Regierung Vorwürfe zurück, die Bevölkerung um die Anlage hätte in den Tagen vor der Explosion starken Gasgeruch vernommen. Präsident Chávez erklärte den Vorwurf für "praktisch unmöglich". Die oppositionelle Tageszeitung El Universal berichtete am Mittwoch unter Berufung auf eine anonyme Quelle, die Messstationen des Unternehmens Puramin in der Nähe der Raffinerie hätten bereits am Tag vor der Explosion einen erhöhten Schwefelgehalt festgestellt.

Der Sicherheitsdirektor der staatlichen Betreibergesellschaft PdVSA, Ángel Esteban, erklärte gegenüber Medienvertretern, dass jegliche Reaktionen der Messgeräte der Anlage automatisch aufgezeichnet würden und somit für die Aufklärung der Ursachen der Explosion zur Verfügung stehen. Bis jetzt sei nur klar, dass es durch Gasaustritt zur Explosion kam, so Esteban. Vorwürfe der Gewerkschaft der Erdölarbeiter FUTPV, nach denen mehrfache Aufforderungen der Arbeiter zur Wartung der Anlage ignoriert worden seien, wies Esteban zurück.

Am Samstag war es in der Erdölverarbeitungsanlage Amuay auf der Halbinsel Paraguaná zu einer schweren Explosion im Versorgungsbereich gekommen. Dabei fingen drei Benzintanks Feuer. Die Druckwelle zerstörte hunderte Gebäude im Umfeld der Raffinerie. Die Feuer waren bereits am Sonntagabend weitgehend unter Kontrolle. Am Dienstagmorgen hatte der venezolanische Erdölminister Rafael Ramírez kurzzeitig die Löschung der Brände vermeldet. Im Laufe des Tages entzündete sich jedoch einer der Tanks erneut. Der Generaldirektor der Anlage von Amuay, Jesús Luongo erklärte am Mittwoch gegenüber venezolanischen Medien, dass die endgültige Kühlung der beschädigten Erdöltanks erst in den nächsten zwei Tagen gelingen würde.

Zudem sagte Luongo, dass die Benzinversorgung des Landes trotz der vorübergehenden Stilllegung der Anlage von Amuay gesichert sei. Allein in Amuay seien 2,4 Millionen Barrel an Benzinreserven vorhanden, die für zehn Tage das gesamte Land versorgen könnten. Wichtige Teile der Raffinerie würden zudem bereits wieder laufen, so Luongo. Insgesamt seien vier größere Tanks durch die Feuer beschädigt worden. Die Anlage in Amuay ist die größte Raffinerie in Venezuela. Täglich werden dort 645.000 Barrel Treibstoff raffiniert.

Nach Ablauf einer kurzfristig einberufenen Staatstrauer von drei Tagen reagierte die Regierung von Präsident Chávez am Dienstag mit Sofortmaßnahmen für die Betroffenen der Explosion. Dabei wurde ein Sonderfonds für die Opfer der Explosion in Höhe von umgerechnet 23 Millionen US-Dollar eingerichtet. 60 Familien, deren Häuser im Umkreis der Anlage durch die Druckwelle der Explosion schwer beschädigt wurden, wurden mit neuen Wohnungen im Wohnungsbauprojekt Ciudad Federación im Bundesstaat Falcón entschädigt. Zudem kündigte Chávez ein staatliches Wohnungsbauprojekt auf der Halbinsel Paraguaná für die weiteren Betroffenen an.