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TIPNIS-Konsultation in Bolivien verlängert

Abgeordnete verlängern Abstimmung über Straßenbau bis in den Dezember. Unklarheit über Zwischenergebnisse. Gegner blockieren Flüsse

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Bewohner von Oromono im Departement Beni bei der Konsultation Ende Juli.
Bewohner von Oromono im Departement Beni bei der Konsultation Ende Juli.

La Paz. In Bolivien ist die Konsultation der Gemeinden des indigenen Territoriums Nationalpark Isibro Secure (TIPNIS) über einen umstrittenen Straßenbau durch das Gebiet bis zum 7. Dezember verlängert worden. Dies beschloss das Parlament des südamerikanischen Landes in der vergangenen Woche auf Antrag der Regierung von Präsident Evo Morales. Laut der Präsidentin der Kommission der indigenen Völker und Nationen Boliviens, Marcelina Chávez, rechtfertigt sich die Verlängerung durch die geographischen Schwierigkeiten in der Region im Amazonas-Tiefland.

Bislang konnte erst etwa die Hälfte der 69 Gemeinden des TIPNIS befragt werden, ob sie mit der im vergangenen Jahr beschlossenen Unberührbarkeit des Parks einverstanden sind. Damit würden lokale Entwicklungsprojekte ebenso unmöglich gemacht wie der Bau einer Straße durch den Park, der der eigentliche Anlass der Konsultation ist. Obwohl am ursprünglichen Endtermin der Konsultation am 6. September erst 50 Prozent der Gemeinden befragt werden konnten, ist sie für Regierungsminister Carlos Romero bereits jetzt ein Erfolg.

Nach einem Protestmarsch indigener Bewohner des Parks im vergangenen Jahr hatte die Regierung die Unberührbarkeit beschlossen, wogegen wiederum andere Parkbewohner protestiert hatten. Nach ihrem Marsch zum Regierungssitz La Paz war die Konsultation der Gemeinden beschlossen worden. Auch dagegen protestierten die Straßengegner. Sie werden dabei unterstützt von den Organisationen der Tiefland- und Hochland-Indigenen CIDOB und CONAMAQ sowie von Teilen der Opposition zur Regierung Morales. Diese hatte die Organisationen mehrfach beschuldigt, nicht für die Mehrheit der Parkbewohner zu sprechen.

Das Zwischenergebnis der Konsulation legt diese Interpretation nahe. Nach offiziellen Angaben stimmte nur eine Gemeinde der Unberührbarkeit zu. Laut Gumercindo Pradel von der Organisation CONISUR, die im Januar gegen die Unberührbarkeit protestiert hatte, gab es bereits Mitte August einen etwas anderen Zwischenstand. Er sprach von insgesamt vier Gemeinden, die sich gegen den Straßenbau ausgesprochen hätten.

Für die Befragung der Gemeinden sind derzeit 15 offizielle Brigaden im Park unterwegs. Sie nutzen dabei meist die Flüsse in dem Amazonas-Gebiet, das zu den Departements Beni und Cochabamba gehört. Mindestens 20 Gemeinden größtenteils im Nordosten des TIPNIS haben sich einem friedlichen Protest gegen die Konsultation angeschlossen. Sie haben teilweise Sperren in den Flüssen errichtet, so dass ihre Gemeinden von den offiziellen Delegationen nicht erreicht werden können. Die Regierung wiederum hat Marinesoldaten in die Region entsandt. Fernando Vargas, Präsident der Organisation TIPNIS Subcentral und führender Repräsentant der Straßengegner, wies dies als Form der Militarisierung des Gebiets zurück.