Venezuela / Politik

Präsident Chávez beendet Wahlkampf

Letzte Großveranstaltung in der Hauptstadt Caracas vor der Wahl. Hugo Chávez ruft Anhänger nach Mobilisierung zu Stimmabgabe auf

chavez3-minci-gob-ve.jpg

Nach seiner Rede fährt Chávez noch Stunden in den Straßen die Reihen seiner Anhänger ab
Nach seiner Rede fährt Chávez noch Stunden in den Straßen die Reihen seiner Anhänger ab

Caracas. Mit Großkundgebungen am gestrigen Donnerstag in Caracas haben Präsident Hugo Chávez und seine Anhänger ihren Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl

in dem südamerikanischen Land beendet. Für kommenden Sonntag sind knapp 19 Millionen Wahlberechtigte zur Abstimmung aufgerufen. Unter den insgesamt sechs Kandidaten für die Amtsperiode 2013 bis 2019 gelten nur Hugo Chávez sowie der Kandidat des oppositionellen Wahlbündnisses Tisch der Demokratischen Einheit (MUD), Henrique Capriles Radonski, als aussichtsreich.

Die Wahlkampfleitung von Chávez hatte zur Abschlussveranstaltung eine halbe Million Menschen erwartet. Diese Zahl dürfte noch deutlich überschritten worden sein. Beobachter sprechen bereits von der größten Massenveranstaltung in der Geschichte des Landes. Seit den Morgenstunden begannen die Anhänger des Präsidenten, die sieben größten Straßen der Innenstadt zu füllen. Dies war so geplant, da die Avenida Bolívar, in der traditionell die Abschlusskundgebungen in Wahlkampagnen stattfinden, die erwartete Menge nicht hätte aufnehmen können. In dieser Innenstadt-Allee war die Hauptbühne aufgebaut, auf der Chávez seine Rede hielt. In allen anderen Straßen waren weitere Bühnen, große Bildschirme und Lautsprecheranlagen errichtet worden, um eine Übertragung zu gewährleisten. Nach seiner etwa halbstündigen Rede bei strömendem Regen fuhr Chávez über Stunden auf der Ladefläche eines LKW alle weiteren sechs Straßen ab, wo die "Chavistas" die Begegnung feierten.

In seiner emotionalen Rede rief der Präsident die Anwesenden auf, mit ihren Stimmen seine Wiederwahl und damit die Weiterführung der "Bolivarischen Revolution" zu sichern. Diese sei ein historisches Projekt. An die Menge gerichtet rief Chávez: "Unser Kampf währt schon 500 Jahre!" Seine Anhänger und sich bezeichnete er als "Kinder" von Guaicaipuro, einem indigenen Widerstandskämpfer des 16. Jahrhunderts und von Simón Bolívar, dem Unabhängigkeitshelden des Landes. Das politische Projekt der "Bolivarischen Revolution" stehe in der Tradition der venezolanischen Guerilla, des Volksaufstandes von 1989 gegen die IWF-Auflagen für das Land (Caracazo) und der gescheiterten Militärrebellion vom 4. Februar 1992, die Chávez gegen die damalige neoliberale Regierung des Sozialdemokraten Carlos Andres Pérez angeführt hatte.

Chávez betonte, dass einige Ziele in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wohnungsbau, Lebensmittelversorgung und bei der Bekämpfung der Armut bereits erreicht worden seien. In den Händen der Wähler liege nun die Zukunft des Landes. Für den Wahlsonntag sagte er einen "großen Sieg, einen bolivarischen Sieg, einen Sieg des Volkes" voraus.

Mit dem Eintreffen von internationalen Wahlbegleitern und der Einrichtung aller Wahllokale sind die letzten Vorbereitungen für die Wahlen am kommenden Sonntag abgeschlossen. Ab Freitagmorgen bis Montag nach der Wahl sind der Verkauf von Alkohol und das Mitführen von Waffen verboten. Ergebnisse der Abstimmung können erst am späten Sonntagabend (Ortszeit) erwartet werden. Das elektronische Wahlsystem erlaubt zwar ein schnelles Auszählen. In Venezuela sind allerdings Hochrechnungen und die Bekanntgabe vorläufiger Ergebnisse nicht erlaubt. Der nationale Wahlrat CNE wird den Wahlsieger erst bekanntgeben, nachdem so viele der Stimmen ausgezählt sind, dass die verbliebenen das Endergebnis nicht mehr ändern können.