Kolumbianische Bauern gewinnen Landstreit

Die Gemeinde Las Pavas gewinnt im Landrechtsstreit gegen ein Palmölunternehmen. Der Präzedenzfall weckt Hoffnungen bei landlosen Bauern in ganz Kolumbien

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Die Bauernfamilien und ihre Begleiter lagern am Rande des Grundstücks
Die Bauernfamilien und ihre Begleiter lagern am Rande des Grundstücks

Bogotá. Das kolumbianische Institut für ländliche Entwicklung (Incoder) hat am vergangenen 14. November mitgeteilt, im Nordosten Kolumbiens die 2.661 Hektar Land der Finca Las Pavas an die Bauernvereinigung von Buenos Aires (Asocab) zu übertragen. In ihrem mehr als sechsjährigen Kampf um die Landtitel haben die Bauern somit einen Meilenstein erreicht. Der aktuelle Besitzer, die Palmölfirma Aportes San Isidro, wird mit großer Wahrscheinlichkeit gegen das Urteil Einspruch einlegen, was einen definitiven Entscheid nochmals um bis zu fünf Jahre hinauszögern wird.

"Dieser Beschluss ist von großer Bedeutung für die Bauern in Las Pavas und ganz Kolumbien", sagte Misael Payares, einer der Vorsitzenden von Asocab. Der gewaltlose Widerstand von Las Pavas gilt als Präzedenzfall im Kampf gegen den Ausverkauf des Landes an transnationale Unternehmen. Dem Urteil des Incoder wird deshalb Beispielcharakter zugesprochen. Bauern in ganz Kolumbien, die im Laufe des gewaltsamen Konfliktes ihres Landes enteignet und vertrieben worden sind, hoffen, durch das von der Regierung Santos angekündigte Programm der Landrückgabe endlich entschädigt zu werden.

Der Entscheid des Incoder erfolgte, nachdem schon Ende September die ersten elf von insgesamt 14 Parzellen der Finca Las Pavas als brachliegend und damit als staatliches Eigentum deklariert worden sind. Brachland darf per Gesetz ausschließlich an Bauern zur Nutzung übertragen, aber nicht an Private verkauft werden.

In den vergangenen Monaten sind die Bauern systematisch an der Aussaat gehindert worden. Auf den von ihnen zur Saat vorbereiteten Feldern pflanzte das Unternehmen stattdessen Palmen an. Die wenigen Ernten werden fortwährend zerstört. Die Gemeinde ist daher nach wie vor auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen.

Der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation Pensamiento y Acción Social bereitet vor allem die aktuelle Sicherheitslage Sorgen: "Bis heute gibt es kein staatliches Programm zum kollektiven Schutz von ganzen Gemeinden." Die Bauern von Asocab sind also trotz des positiven Entscheides im Landstreit weiterhin schutzlos den Attacken der Palmölfirma ausgeliefert und können nicht auf das Eingreifen von Polizei und Militär zählen.

Die Landfrage ist ein strukturelles Problem Kolumbiens und Hauptgrund für die sozialen Konflikte des Landes. Die Forderung nach einer Agrarreform steht zuoberst auf der Agenda der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und Rebellen der FARC-Guerilla. Ein langfristiger und nachhaltiger Frieden ist nur möglich, wenn den Millionen von intern Vertriebenen Landtitel zugesprochen und diese vom Staat auch eingehalten und geschützt werden.

Menschenrechtsorganisationen begrüßen den positiven Entscheid im Fall Las Pavas. Sie befürchten allerdings, dass die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos ihr groß angekündigtes Programm der Landrückerstattung nicht wie versprochen umsetzen, sondern es bei einzelnen Beispielen belassen wird.


Jann Duri Bantli arbeitet für Peace Watch Switzerland