Amerikas

Bolivien vor der Spaltung?

Oppositionelle Gouverneure wollen am Samstag einseitig Autonomie ausrufen. Präsident Morales plädiert an nationale Einheit

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Bolivien vor der Spaltung?
Appell für die Einheit : Präsident Evo Morales

La Paz. In Bolivien haben fünf regierungsfeindliche Gouverneure am Mittwoch Vormittag (Ortszeit) angekündigt, die von ihnen regierten Departements Santa Cruz, Tarija, Beni, Pando und Cochabamba am Samstag für autonom zu erklären. Kurz zuvor hatten die Oppositionspolitiker ein Angebot von Präsident Evo Morales angelehnt, den politischen Konflikt bis nach den Weihnachtsfeiertagen ruhen zu lassen. Mit der angedrohten Loslösung der reichen Provinzen im Osten des Landes nimmt der Konflikt zwischen der linken Staatsführung und dem gegnerischen Lager eine neue Qualität an. Die Regierung hat sich zu möglichen Konsequenzen der Autonomiepläne noch nicht geäußert.

Statt dessen plädierte Präsident Morales erneut für die Einheit des südamerikanischen Landes. Eine unilaterale Autonomieerklärung verstoße gegen dieses Prinzip und wäre ein "illegaler" und "verfassungsfeindlicher" Akt, sagte der Staatschef. Die Opposition forderte er auf, im Rahmen der geltenden Rechtnormen zu handeln und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Vor wenigen Tagen erst war von der verfassunggebenden Versammlung eine neue Konstitution vorgestellt worden. Die Vertreter der Opposition hatten dieses Gremium boykottiert und nach der Verabschiedung zum "zivilen Ungehorsam" aufgerufen.

Die linke Regierungspartei "Bewegung zum Sozialismus" und die rechtsgerichtete Opposition befinden sich seit Amtsantritt von Morales Anfang 2006 in einem Dauerkonflikt. Der Streit eskalierte mit der Debatte um eine Verfassungsreform, die der indigenen Bevölkerungsmehrheit (rund 70 Prozent des der Gesamteinwohner) mehr Rechte zugestehen und die Wirtschaft demokratisieren würde.

Die politische Teilung verläuft zugleich entlang ethnischen Trennlinien. Während die Regierung meist von indigenen Bewohnern des Hochlandes unterstützt wird, rekrutiert die Opposition ihre Anhänger mehrheitlich im Tiefland des bolivianischen Ostens, in dem meist die NAchkommen europäischer Einwanderer wohnen. Im östlichen Tiefland liegen reiche Erdöl- und Erdgasvorkommen, dort sind die separatistischen Bestrebungen am stärksten.


Quellen: Bolivianische Nachrichtenagentur Bolpress.