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Geldkofferskandal neu aufgerollt

FBI hat angeblich neue Hinweise. Scharfe Reaktionen aus Caracas, Buenos Aires und Montevideo: "Schmutzkampagne aus USA"

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Geldkofferskandal neu aufgerollt
Hat den Fall ausgelöst: Antonini Wilson

Washington/Caracas/Buenos Aires. Regierungsvertreter aus Venezuela und Argentinien haben den vereinigten Staaten vorgeworfen, eine Verleumdungskampagne um den Fall eines im August in Buenos Aires beschlagnahmten Geldkoffers zu führen. Das FBI hatte am Mittwoch in Florida drei Venezolaner und einen Uruguayer festgenommen. Ihnen wird Spionage vorgeworfen. Sie sollen Herkunft und Verwendungszweck des Geldkoffers mit 800.000 US-Dollar Inhalt verschleiert haben um einen "internationalen Skandal" zu verhindern. Der Fall bestimmt seitdem die Berichterstattung in Venezuela und Argentinien. Die beiden Regierungen bestritten, direkt in den Fall verstrickt zu sein.

Das venezolanische Außenministerium bezeichnete die Vorwürfe als erneuten Angriff der Bush-Administration auf Venezuela und seine Verbündeten. Sie wollten damit die lateinamerikanische Integration behindern. Das FBI hatte behauptet, das Anfang August am Flughafen von Buenos Aires entdeckte Geld wäre für den Wahlkampf eines argentinischen Präsidentschaftskandidaten bestimmt gewesen und beruft sich dabei auf Aussagen der vier Festgenommenen. Die US-Behörde habe Erkenntnisse über eine Verstrickung von hohen Regierungsstellen in Venezuela in den Fall. Nun wird gemutmaßt, dass das Geld für den Wahlkampf der neuen argentinischen Präsidentin Fernández de Kirchner bestimmt gewesen sein soll. Das Präsidentenehepaar Kirchner pflegt seit Jahren eine Enge Partnerschaft zum venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez.

"Diese Präsidentin mag eine Frau sein, doch wird sie sich nicht unter Druck setzen lassen", erklärte die argentinische Mandatsträgerin in Buenos Aires. "Ich werde auch weiterhin Beziehungen zu allen Ländern in der Region aufrecht erhalten - auch mit Venezuela," betonte sie. Erst zu Anfang der Woche hatte Hugo Chávez Argentinien besucht und eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit vereinbart. Für die lateinamerikanischen Regierungen ist der zeitliche Zusammenhang kein Zufall. Unterstützung bekamen die beiden Länder aus Uruguay. Es handele sich um ein Konstrukt um dem Ansehen der neuen argentinischen Präsidentin zu schaden, sagte der uruguaysche Kanzler Reinaldo Gargano und bezweifelte die Vorwürfe der US-Bundespolizei FBI. "Es gibt Leute, die sehr nervös sind wegen den guten Beziehungen, die verschiedene lateinamerikanischen Länder mit Venezuela haben."

Auch der argentinische Minister Alberto Fernandez bezweifelt den Wahrheitsgehalt der US-Ermittlungen. Fernandez führte an, dass Chávez bei seinem Besuch in Argentinien im August, wenige Tage nach der Entdeckung des Geldkoffers, problemlos Unterstutzungsgelder für Kirchner hätte mitbringen können, wenn die venezolanische Regierung dieses vorgehabt hätte. Im Gepäck des Präsidenten wäre das Geld bestimmt nicht entdeckt worden. Statt fragwürdige Ermittlungen anzustellen, sollten die US-Behörden Antonini Wilson an Argentinien ausliefern, so der Regierungsvertreter. "Wenn die USA wirklich an der Wahrheit interessiert sind, sollten sie ihn ausliefern. Aber ich habe die Befürchtung, dass sie ihn schützen wollen."

Laut US-Staatsanwaltschaft hätten sich die nun festgenommenen Männer wiederholt mit dem venezolanisch-US-amerikanischen Geschäftsmann Guido Antonini Wilson getroffen, der den Geldkoffer illegal in Argentinien eingeführt hatte. Bei den Treffen hätten die Festgenommenen versucht, Wilson zur Geheimhaltung der Geldquelle zu bringen, die angeblich in venezolanischen Regierungskreisen liegen soll, was von Venezuela bestritten wird.

Der in Miami ansässige Wilson war im August in einem Privatflugzeug nach Argentinien geflogen. Bei der Einreise "versäumte" er es aber, die entsprechenden Genehmigungen für die Einführung des Bargeldes zu beantragen. Die Zollbehörden beschlagnahmten den Geldkoffer daraufhin. Wilson reiste wenige Tage später nach Uruguay und dann in die USA. Interpol veranlasste kurze Zeit später seine Festnahme. Der Fall wird seitdem auch von dem FBI untersucht.


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