Lukaschenko in Caracas

Öl gegen Traktoren: Vertiefung der "stategischen Allianz" zwischen Weißrussland und Venezuela vereinbart

lukaschenko-in-caracas.jpg

Lukaschenko in Caracas
Chávez und Lukaschenko: gemeinsam für eine multipolare Welt

Caracas. Bei dem ersten offiziellen Besuch des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko in Venezuela am Wochenende haben beide Länder umfangreiche Abkommen geschlossen. Weißrussland verpflichtete sich verschiedene Technologie und Industriegüter zu liefern. Des weiteren gründeten die zwei Staaten eine gemeinsame Ölgesellschaft zur Ausbeutung der venezolanischen Ölvorkommen im Orinoco-Delta, meldet der lateinamerikanische Nachrichtensender TeleSur.

Gemeinsam mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez weihte Lukaschenko am Samstag das neue Joint-Venture in Zentral-Venezuela ein. Am Orinoco-Fluß will man gemeinsam venezolanisches Schweröl ausbeuten. Die neue Gesellschaft ist zu 60 Prozent in Besitz einer Tochter des venezolanischen Staatskonzerns PDVSA, der Corporación Venezolana del Petróleo (CVP). 40 Prozent der Anteile hält der weißrussische Pendant "Belorusneft".

Neben den Erdölgeschäften vereinbarten Chávez und Lukaschenko den Aufbau von drei gemeinsamen Fabriken mit weißrussischer Technologie in Venezuela. Dort sollen spezielle Schwerlastkraftwagen für den Einsatz im Bergbau, Traktoren und Autokarosserien hergestellt werden. Weitere Abkommen umfassen die Gründung von Joint-Ventures im Medien- und Elektronikbereich, sowie Zusammenarbeit im Agrarsektor. Außerdem wurde eine Intensivierung der militärischen Kooperation zwischen beiden Ländern vereinbart - Venezuela zeigte sich in der Vergangenheit mehrfach interessiert an belarussischen Luft­abwehrsystemen.

"Wir sind bereit unsere Entwicklung mit Euch zu teilen," sagte Lukaschenko und kündigte weitere gemeinsame Unternehmensgründung zur Ausweitung des Technologietransfers in den nächsten Jahren an, berichtet das Internetportal Venezuelanalysis.com. Der venezolanische Kommunikationsminster Willian Lara betonte, dass Weißrussland einen hohen wissenschaftlich-technischen Entwicklungsgrad besäße, den das Land aus Zeiten der Sowjetunion geerbt habe. Venezuela hofft nun davon zu profitieren und beispielsweise die Bergbau-Schwerlastkraftwagen langfristig an andere lateinamerikanische Staaten exportieren zu können.

Bereits am Freitag hatten Chávez und Lukaschenko die weißrussische Messe in Caracas eröffnet. Hunderte Aussteller präsentieren dort Industrie- und Textilprodukte, sowie Lebensmittel und Essen aus Weißrussland. Die Messe soll ein Beitrag zur Vertiefung der kommerziellen Beziehungen zwischen beiden Ländern sein. Der venezolanische Außenminister Nicolas Maduro hob die Bedeutung der Ausstellung für ganz Lateinamerika hervor. Er sprach die Hoffnung aus, mit der Veranstaltung einflussreiche Diplomaten und Geschäftsleute aus Lateinamerika zu erreichen, die sich für eine Zusammenarbeit mit Weißrussland interessieren könnten.

Venezuela und Weißrussland haben ihre Zusammenabeit in den letzten Jahren sukzessive ausgebaut. Chávez besuchte Minsk bereits im Sommer diesen und letzten Jahres. Zahlreiche Abkommen resultierten aus diesen Besuchen und legten die Grundlage für die jetzt ins Leben gerufenen umfangreichen Projekte. Venezuela verspricht sich durch die Zusammenarbeit wichtige Hilfestellung bei der Verbreiterung der ökonomischen Basis der venezolanischen Wirtschaft, weg von der Fokusierung auf die Erdölförderung. Des weiteren soll die Unabhängigkeit von den USA gestärkt werden und stattdessen die geopolitische Partnerschaft mit Ländern wie Weißrussland auf gleicher Augenhöhe und solidarisch ausgebaut werden. Zu Anfang des Jahres stellte Venezuela einen Kredit in Höhe von 460 Millionen Dollar zur Verfügung, damit Weißrussland Verbindlichkeiten bei seinem Nachbarn Russland begleichen konnte.

"Die mediale Diktatur nennt ihn den letzten Diktator Europas und mich den letzten Diktator Lateinamerikas," sagte Chávez laut CadenaGlobal. Die Staatschefs würden dämonisiert, da sie an vorderster Stelle der Bewegung für eine selbstbestimmte Entwicklung stünden und "das neoliberale Paradigma der Globalisierung brechen".

"Wir beide leisten Widerstand gegen eine unipolare Welt und wir beide wenden uns gegen ein Imperium, das die ganze Welt besitzen möchte," so Chávez mit Bezug auf die Vereinigten Staaten.


Die Tageszeitung junge Welt berichtet unter dem Titel Enger kooperieren (11.12.2007) über den Besuch.