Amerikas

Álvaro Colom wird Präsident Guatemalas

Sozialdemokrat setzt sich in Stichwahl gegen ehemaligen Militär durch

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Álvaro Colom wird Präsident Guatemalas
Über Exmilitär gesiegt: Álvaro Colóm

Guatemala-Stadt. Es sei ein Wechsel, auf den das Land seit mehr als 50 Jahren gewartet habe, rief Álvaro Colóm (im Bild) Tausenden Anhängern am Sonntag abend (Ortszeit) in Guatemala-Stadt zu. Sie feierten ihn schon als kommenden Präsidenten, nachdem über 90 Prozent der Stimmen ausgezählt waren. Der Sozialdemokrat lag zu diesem Zeitpunkt mit 52,7 Prozent knapp sechs Punkte vor seinem Herausforderer, dem rechtskonservativen Exgeneral Otto Pérez Molina. Dieser hatte nur gut 47 Prozent erreicht. Nach Angaben von Wahlbeobachtern nahmen an der Stichwahl nur 45 Prozent der Wahlberechtigten des 13-Millionen-Staates in Mittelamerika teil - deutlich weniger als in der ersten Runde am 9. September.

Trotzdem entschied der Wahlkampf zwischen Colóm und Pérez über das Schicksal des Landes. Denn während der Sieger für einen neuen sozialen Ausgleich eintritt und sich auf die 1954 von den USA blutig gestürzte Linksregierung von Jacobo Árbenz Guzmán beruft, wollte Pérez Molina dem Problem der Gewalt mit einer repressiven Innenpolitik Herr werden. "Wir werden nun das Licht der Hoffnung wieder entzünden", rief Colóm vor seinem Anhängern, und man werde einen Schlußtrich unter fünf Jahrzehnte der Gewalt ziehen.

Ein nicht so optimistisches Bild zeichnete die linke Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG). Nach dem Ende des Bürgerkrieges in Guatemala 1996 hatte sich die URNG als politische Nachfolgerin der Guerilla gegründet. Im Wahlkampf 1999 unterstützte sie Álvaro Colóm noch. Nun aber rief sie zur Abgabe ungültiger Stimmen auf, weil der 56jährige keine Alternativen biete. In den kommenden vier Jahren wird der Sieger zeigen müssen, ob die Exguerilleros recht hatten. Colóms Rhetorik läßt ihn bisher eher an der Seite Venezuelas und Boliviens erscheinen als in der Nähe der chilenischen Regierung. Trotz hehrer Ankündigungen hat er bislang nur ein Verdienst: Colóm hat mit seinem Sieg den Aufstieg eines rechtsextremen Exmilitärs verhindert.


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