Amerikas

Venezuela und Paraguay rücken zusammen

Die Präsidenten beider Länder unterzeichnen ein Kooperationsabkommen

Asunción. Am Samstag (16.8.2008) unterzeichneten der venezolanische Präsident Hugo Chávez und sein paraguayischer Amtskollege Fernando Lugo in Asunción ein Kooperationsabkommen, das die Beziehungen zwischen beiden Ländern auf eine neue Grundlage stellt. Die Vertragsunterzeichnung fand im Departement San Pedro statt, einer der ärmsten Regionen Paraguays. Dort könnten demnächst mit venezolanischer Hilfe eine Düngerfabrik und eine Ölraffinerie entstehen. Das Kooperationsabkommen sieht neben Öllieferungen aus Venezuela vor, dass Paraguay im Gegenzug Lebensmittel, Dünger und Derivate aus der Erdölproduktion liefern könnte.

Das Departement San Pedro liegt etwa 350 Kilometer nordöstlich von Asunción. Hier arbeitete Fernando Lugo als er noch Bischof war. Vor Ort gibt es eine kämpferische Bauernbewegung, die mit zahlreichen Landbesetzungen und Protesten von sich reden machte. "Sicherlich wird San Pedro eine Säule für den Aufbau der neuen Agrarmacht Paraguay sein", sagte Chávez, der die Lebensmittelversorgung im eigenen Land immer noch durch Importe von Grundnahrungsmitteln ergänzen muss. Die jahrzehntelange Abhängigkeit von entsprechenden Einfuhren aus den US hat er im Laufe seiner bald zehnjährigen Amtszeit immer weiter abgebaut. Die Wahl des linksgeltenden Lugo zum Präsidenten von Paraguay kommt ihm daher sehr gelegen.

Die Unterzeichnung des Kooperationsabkommens erfolgte nur einen Tag nach der Vereidigung des Paraguayers zum Präsidenten. Sein Bischofsamt und seine Verpflichtungen der Katholischen Kirche gegenüber lässt Lugo im Einverständnis mit dem Vatikan für die Dauer seiner Amtszeit ruhen. Bei dem Festakt fehlten die Staatsoberhäupter von Kolumbien und Peru, Álvaro Uribe und Alan García, die zu den engsten Verbündeten der USA in Südamerika zählen. Nachdem er am Freitag den Amtseid abgelegt hatte, begab sich Lugo mit Chávez, der als einziger der eingeladenen Präsidenten noch da geblieben war, zu einem Volksfest im Zentrum von Asunción. Dort traten sie gemeinsam als Sänger auf.

Lugo gewann die Präsidentschaftswahl, indem er versprach, Armut und Korruption zu bekämpfen. Mit seinem Diskurs reiht er sich in die Gruppe jener lateinamerikanischer Staaten, die sich radikal für die Belange ihrer armen Bevölkerungsmehrheit und gegen die Interessen der USA und der EU einsetzen. Daher dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Paraguay vergleichbare Kooperationsabkommen auch mit Bolivien und Ecuador abschließen wird. Der Konflikt mit Washington wird auch nicht lange aus sich warten lassen, da das Pentagon nach dem ecuadorianischen Manta in Paraguay eine seiner wichtigsten Militärbasen im Cono Sur, dem Südzipfel des Kontinents, unterhält.