Venezuela / Deutschland

Ungleichheit und Armut weiter reduziert

Venezuela kann auch 2008 soziale Fortschritte vorweisen. Deutsche Bundesregierung hat Kritik

Caracas. Die Armut unter der venezolanischen Bevölkerung ist in der vergangenen Dekade um 24,5 Prozent gefallen, gab das Nationale Statistikinstitut Venezuelas (INE) zum Jahresende bekannt. Die aktuelle Armutsrate betrage demnach 26 Prozent, während vor der Wahl von Hugo Chávez zum Präsidenten 1998 die Zahl bei 50,5 Prozent gelegen habe. Der Präsident des Statistikinstituts, Elias Eljuri, betonte, dass die Daten nur auf Basis der Haushaltseinkommen berechnet würden. Staatliche Unterstützungen wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Schulessen für über vier Millionen Kinder blieben dabei unberücksichtigt.

In diesem Jahr habe im Vergleich zu 2007 die Armut um 2,5 Prozent und die extreme Armut um 0,9 Prozent abgenommen, berichtete Eljuri. In extremer Armut leben in Venezuela derzeit 7 Prozent der Bevölkerung, Tendenz fallend. 2002 hatte dieser Wert noch 25 Prozent betragen. Dieser starke Rückgang sei den Bemühungen der Regierung im sozialen Bereich zu verdanken, betonte Eljuri. Die Angaben seien im Einklang mit den Berechnungen der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (Comisión Económica para América Latina y el Caribe, Cepal).

Die Deutsche Bundesregierung sieht die Entwicklung freilich skeptischer und stellt die Nachhaltigkeit der venezolanischen Bemühungen in Frage. Auf eine große Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Lage in Venezuela antwortete die Bundesregierung auf die Frage zur dortigen Armutsbekämpfung mit unverhohlener Arroganz: Zwar habe die venezolanische Regierung bei dieser Frage in den letzten Jahren Fortschritte erzielt, doch die Bundesregierung kritisiert, dass sie "angesichts der hohen Staatseinnahmen hinter dem Erreichbaren" zurück bleibe. Das starke Wirtschaftswachstum und der hohe Ölpreis in den letzten Jahren habe größere Fortschritte erwarten lassen. Die Erfolge der Armutsbekämpfung blieben "hinter den objektiven Möglichkeiten" zurück, so die Bundesregierung, die ihrerseits Jahr für Jahr hierzulande einen Anstieg der Armut zu verantworten hat.

Niedrigste Ungleichheit in Lateinamerika

Venezuela dagegen kann auch bei der Entwicklung der sozialen Ungleichheit punkten. Der Ginikoeffizient, der die Ungleichheit einer Gesellschaft darstellen soll, ist 2008 weiter gesunken. Er beträgt nun 0,42. Damit hat Venezuela die niedrigste Ungleichheit unter den lateinamerikanischen Staaten und überholt Chile und Costa Rica, die 2007 vorne lagen. Der durchschnittliche Ginikoeffizient des Kontinents liegt bei 0,52. Kuba wird von der Erhebung der Cepal nicht erfasst.

Elias Eljuri betonte, dass auch wenn Erfolge zu verzeichnen sein, die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung in Venezuela weiter reduziert werden müsse.


Quellen: