International

Warnung vor rechtem Zeitgeist

Tochter der Kommunistin Olga Benario besuchte Berlin

Berlin. Anläßlich des 100. Geburtstages der Kommunistin und antifaschistischen Widerstandskämpferin Olga Benario am 12. Februar weilte deren Tochter Anita Leocádia Prestes für einige Tage in Deutschland. Bereits am Dienstag nahm sie an der Einweihung eines sogenannten Stolpersteines teil, der auf Initiative der Galerie Olga Benario am 10. Dezember 2007 in der Innstr.24 in Berlin-Neukölln, der letzten offiziellen Wohnanschrift von Olga Benario, verlegt worden war.

Anita Leocádia Prestes wurde am 27. November 1936 im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße geboren. Bereits im Alter von nur 14 Monaten wurde sie von ihrer Mutter getrennt. Olga Benario hatte mit ihrem Mann Luís Carlos Prestes in Brasilien zu den Organisatoren eines Aufstandes gegen die dort herrschende Diktatur gehört. Nach dessen Scheitern war sie von den Machthabern des Landes hochschwanger an das faschistische Deutschland ausgeliefert worden (siehe jW vom vergangenen Freitag), wo sie nach jahrelanger KZ-Haft ermordet wurde.

Ihre Tochter wuchs bei einer Tante in Mexiko auf. Wie ihre Eltern engagiert sie sich bis heute in der kommunistischen Bewegung und lehrt als Professorin für die Geschichte Brasiliens an der Universität von Rio de Janeiro. Im Gespräch mit jW warnte Anita Prestes vor den Gefahren eines Erstarkens neofaschistischer Gruppen. Es sei Aufgabe aller Antifaschisten, sich den Nazis überall entschieden in den Weg zu stellen. Da sie in den vergangenen Tagen jedoch einige deutsche Jugendliche kennengelernt habe, sei sie diesbezüglich recht zuversichtlich. Prestes forderte, die »Erinnerung an die antifaschistischen Widerstandskämpfer wachzuhalten« und Jugendlichen zu vermitteln, daß Widerstand auch unter schwierigsten Bedingungen möglich sei.

Die Berliner Galerie Olga Benario zeigt noch bis zum 6. März die Ausstellung »Olga Benario - Annäherung an eine Revolutionärin«.


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.