Kolumbien

Kolumbianischer Medienkrieg

Der Kampf zwischen der FARC und der Regierung Uribe erreicht Europa: spanische Justiz verhaftet Lateinamerika-Aktivistin und Guerrilla-Kommandant gibt Interview.

Nach den Militärschlägen gegen Einheiten der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und der handstreichartigen Befreiung von 15 Gefangenen antwortet die linke Guerilla an der Medienfront mit einem Interview auf den Krieg des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe. Iván Márquez, vom Sekretariat des Zentralen Generalstabes der FARC, sprach mit dem Journalisten des lateinameirkanischen Fernsehsenders teleSur, William Parra, über die aktuellen Lage. Das Interview wurde auf der Seite der Agencia Bolivariana de Prensa veröffentlicht.

Mit Blick auf die spektakuläre Befreiung der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und 14 weiterer Gefangener am 2. Juli blieb Márquez bei der Linie der FARC, wonach zwei Verräter aus den eigenen Reihen Uribe diesen Erfolg verschafften. In diesem Zusammenhang hatte Fidel Castro die Praxis, Gefangene zu nehmen, kritisiert. "Den FARC steht das Recht zu, alle Mittel einzusetzen, um die Freiheit aller kämpfenden Guerilleros sowohl aus aus den Gefägnissen des Regimes als auch aus denen des Imperiums zu erreichen", rechtfertigt Márquez das Vorgehen. Die Situation seiner gefangenen Mitkämpfer verglich er mit der der "Miami 5". Das sind fünf Kubaner, die in den USA gewaltbereite anti-kubanische Gruppen unterwandert hatten und vor deren Anschlägen warnten.

Die Berichte über eine mögliche Schwächung der FARC wies Márquez zurück: wenn dem so wäre, würden die USA nicht ihre Basis aus dem ecuadorianischem Manta ins kolumbianische Tres Esquinas verlegen. Als strategisches Fernziel der FARC nennt er den Frieden, der sich aber nicht mit Uribe, sondern nur mit einer anderen Regierung und einem "Großen Nationalen Abkommen" erreichen läßt. Dazu müßten aber zuerst die Regierungstruppen in ihre Kasernen zurückkehren und die US-Einheiten des Landes verwiesen werden. Des weiteren erklärte Iván Márquez, daß die neue Generation von FARC-Kommandanten der Linie ihrers im Mai verstorbenen Anführers Manuel Marulanda folgen werde.

Am Samstag nahm die spanische Polizei die Lateinamerika-Aktivistin Remedios García in Madrid unter dem Verdacht fest, für die FARC in Europa tätig gewesen zu sein. Das spanische Leitmedium El País machte aus ihr "die höchste Verantwortliche der FARC für Europa" und verdächtigte sie der Geldwäsche für die Guerilla. Das Blatt berief sich auf belastende Mails, die von den Computern des im März ermordeten FARC-Kommandanten Raúl Reyes stammen sollen. Aber bereits am Sonntag kam García nach einem Verhör gegen Zahlung einer Kaution von 12000 Euro wieder frei. Aber es drohen weitere Verhaftungen: Spanische und kolumbianische Staatsanwälte suchen auf Reyes Computern nach Beweisen, um eine Kooperation zwischen der FARC und der baskischen Untergrundorganisation ETA (Baskenland und Freiheit) zu belegen.

Venezolanische Oppositionsmedien meldeten am Samstag die Verhaftung eines mutmaßlichen FARC-Anführers. Die Nationalgarde habe am Freitag Gabriel Culma Ortiz, "Guillermo", auf einem Flughafen in Venezuela festgenommen worden, als er ungültige Ausweisdokumente vorlegte. Der Verhaftete soll sich jetzt im Gewahrsam der Geheimpolizei DISIP befinden. Eine offizielle Stellungnahme zu dem Fall lag bis Mittwoch noch nicht vor.