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Alternativen zum Neoliberalismus sind möglich

Der erste Lateinamerika-Kongress von Attac verzeichnete 500 Besucher.

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Alternativen zum Neoliberalismus sind möglich
Auftaktpodium mit Regina Viotto (Juristin), Silvia Lazarte (Präsidentin der verfassungsgebenden Versammlung in Bolivien), Horacio Sevilla Borja (Botschafter Ecuadors), Sven Giegold (Attac)

Mannheim. Am Sonntag endete in Mannheim der erste Lateinamerika-Kongress von Attac. Laut Angaben der globalisierungskritischen Bewegung besuchten 500 Personen die dreitägige Veranstaltung. Unter dem Motto "Continente Rebelde - Alternativen zum Neoliberalismus" kamen Interessierte aus ganz Deutschland am Wochenende zusammen, um sich über Alternativen zur neoliberalen Politik aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas zu informieren und zu diskutieren. Gäste aus Bolivien, Ecuador, Argentinien, Venezuela und Kuba stellten Projekte wie die neuen Verfassungen von Ecuador und Bolivien vor, die mit breiter Beteiligung der Bevölkerung erarbeitet und anschließend durch Referenden verabschiedet wurden. "Diese Form der direkten Beteiligung der Bevölkerungen führt in diesen Ländern zu einem großen Interesse an Politik und den Verfassungsinhalten. Dies zeigt, wie berechtigt die Forderung von Attac nach einem vergleichbaren Prozess für den EU-Vertrag ist - einschließlich der Referenden. Stattdessen ist der EU-Vertrag absichtlich so kompliziert formuliert, dass die Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union seinen Inhalt kaum kennen. Und sie werden erst recht nicht gefragt, ob sie mit ihm einverstanden sind", sagte Kerstin Sack vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis.

"Mich hat besonders das von den lateinamerikanischen sozialen Bewegungen vertretene Prinzip des 'Vivir bien', des guten Lebens, beeindruckt", sagte Steffen Stierle, ebenfalls Mitglied im Attac-Koodinierungkreis. "Gutes Leben heißt in diesem Sinne eben nicht, möglichst viel zu konsumieren, sondern Lebensqualität zu erreichen durch die Beteiligung an der gesellschaftlichen Entwicklung und die Möglichkeit, in einer intakten Umwelt zu leben."

In den Diskussionen während des Kongresses sei deutlich geworden, dass es in Lateinamerika bereits heute viele umgesetzte Alternativen gibt, die nicht mehr der neoliberalen Ideologie folgen. "Es gibt keinen Grund mit der derzeitigen Politik fortzufahren, die die Menschen unglücklich macht, die Natur zerstört und teilweise die Demokratie gefärdet", sagte Kerstin Sack. Wie das Beispiel Lateinamerika zeige, bedürfe es dazu jedoch starker sozialer Bewegungen, die eine Änderung der Politik einfordern. Der Kapitalismus in seiner gegenwärtigen Form stecke derzeit in einer schweren Krise. Dies eröffne ein historisches Fenster, um konkrete Alternativen in die Debatte einzubringen. "Am Beispiel Lateinamerika sehen wir, dass vieles auch anders geht. Attac wird sich weiterhin dafür engagieren, auch in Europa entsprechende Veränderungen herbeizuführen", betonte Kerstin Sack.

Das Internetportal amerika21.de unterstützte den Attac-Kongress. Redakteur Harald Neuber gestaltete mit dem Botschafter Boliviens, Walter Prudencio Magne, dem Journalisten Ekkehard Sieker und der Politikwissenschaftlerin Viviana Uriona (Attac) das Forum über Alternative Medien in Europa und Lateinamerika. Auf einem der zehn Vormittagsseminare vermittelte Basis-Aktivist und PSUV-Mitglied Ricardo "Candelario" Peña mit amerika21-Redakteur Ingo Niebel Hintergrundwissen und aktuelle Informationen über die Linksregierungen in Lateinamerika und ihre aussenpolitischen Beziehungen. In einem der Nachmittagsworkshops referierte Peña mit Günter Küsters (Attac) über die Destabilisierungsversuche der USA und der EU in Venezuela und Bolivien. Die anwesenden amerika21-Redakteure erhielten durchweg ein positives Feedback bezüglich des Bekanntheitsgrades und der Inhalte, die das Portal seit Juli 2007 der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.


Bildquelle: Boris Schöppner (Attac)