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Historischer Handschlag

Venezuelas Präsident Chávez trifft mit US-Amtskollegen Obama zusammen. Auf Begrüßung folgt ein Buchgeschenk

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Historischer Handschlag
Freundschaftliche Begegnung: Obama und Chávez. In der Mitte: Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro

Port of Spain. Annäherung konkret: Kurz vor Beginn des 5. Amerika-Gipfels in Port of Spain, der Hauptstadt des Karibikstaats Trinidad und Tobago, sind am Freitagnachmittag (Ortszeit) die Staatschefs von Venezuela und den USA aufeinander getroffen. Im Jade-Salon des Hotels Hyatt Regency, in dem die Staatschef auf die Eröffnungsgala warteten, ging der US-Präsident auf Chávez zu und reichte ihm seine Hand.

Das Zusammentreffen beider Staatschefs war mit Spannung erwartet wurden. Als Wortführer der linksgerichteten Staatengemeinschaft Lateinamerikas hatte Chávez unter den letzten beiden US-Regierungen mit George W. Bush ein angespanntes Verhältnis zu Washington gepflegt.

Die venezolanische Regierung warf der US-Führung unter anderem vor, einen Putschversuch gegen die demokratisch gewählte Regierung Venezuelas im April 2002 unterstützt zu haben.

Nach einer Erklärung des venezolanischen Informations- und Kommunikationsministerium (Minci) bekräftigte Chávez seinem US-Amtskollegen seinen Wunsch nach einer Verbesserung der Beziehungen. "Vor acht Jahren habe ich auch Bush die Hand gegeben", wird er zitiert: "Wir wollen Eure Freunde sein."

Chávez danke Barack Obama für die "feinsinnige Geste". Zuvor hatte er mehrfach betont, dass sein Land von den USA "lediglich Respekt vor der nationalen Souveränität" einfordere.

Bei einem Treffen Obamas mit Vertretern der Mitgliedsstaaten der Südamerikanischen Staatenunion (UNASUR) dann revanchierte sich Chávez. Er schenkte seinem US-Amtskollegen eine englischsprachige Ausgabe des Buches "Die offenen Adern Lateinamerikas" des uruguayischen Autors Eduardo Galeano. "Für Obama, mit Zuneigung", lautete die Widmung nach Berichten von Nachrichtenagenturen.

In dem Historienklassiker zeichnet Galeano die Geschichte von Ausbeutung und militärischer Gewalt in Lateinamerika und der Karibik nach. "Dieses Buch ist ein Monument in der Geschichte Lateinamerikas", merkte Chávez zu seinem Geschenk an: "Es dient dazu, aus der Geschichte zu lernen, denn auf dieser Geschichte baut unsere Politik auf."

Der US-Präsident zeigte sich erfreut, bewies - selbstironisch oder offenherzig - aber auch seine Unkenntnis: "Ich dankte erst, es sei ein Buch von Chávez", sagte er später gegenüber Journalisten: "Ich wollte ihm deswegen schon eines meiner Bücher schenken."

Bei seiner letzten Rede vor der UNO-Vollversammlung hatte Chávez schon einmal einen Literaturtipp gegeben. Vor Vertretern der 192 Mitgliedsstaaten präsentierte er in New York ein Buch des US-amerikanischen Linguisten und Politautors Noam Chomsky.


Bildquelle: Minci