Südamerika

Ecuador führt Unasur

Chávez fordert Kolumbien zum Verlassen des Staatenbündnisses auf. Fernández de Kirchner sieht wachsende Kriegsgefahr durch US-Basen

Quito. Am gestrigen Montag übernahm Ecuadors Präsident Rafael Correa den Vorsitz im südamerikanischen Staatenbündnis Unasur. Sein venezolanischer Amtskollege Hugo Chávez nahm die Abwesenheit des kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe zum Anlass, um ihn zum Verlassen von Unasur aufzufordern.

Uribe war im Vorfeld des 3. Unasur-Gipfels durch Südamerika gereist, wo er in verschiedenen Ländern für seine Entscheidung warb, den USA sieben Militärstützpunkte zu überlassen. Da er auf dem Unasur-Gipfel mit dem harschen Widerstand der Mitgliedsstaaten der Bolivarianischen Allianz für die Länder unseres Amerikas (ALBA) rechnen musste, zu der neben Venezuela, Kuba, Bolivien, Nicaragua und einigen kleineren Karibikstaaten auch Ecuador zählt, kündigte Uribe vorzeitig an, dass er nicht nach Quito reisen würde. Offenbar fürchtete er eine Konfrontation mit Chávez, der seit Bekanntwerden der Entscheidung für die US-Basen einen harten Kurs gegen Bogotá fährt. Unmittelbar vor dem Gipfeltreffen in Quito sagte der Comandante der Bolivarianischen Revolution: "Es gibt einige Länder, die nicht mitgehen wollen. Die Regierung von Kolumbien zum Beispiel handelt gerade entgegen der Einheit. Nun denn: Dann sollen sie aussteigen."

Die erregte Tonlage, in der Caracas und Bogotá mal wieder miteinander kommunizieren, wurde von der europäischen Presse gemeinhin so wiedergegeben, also würde Chávez einen Krieg mit dem Nachbarland herbeireden wollen. Dabei hatte der Bolivarianer lediglich auf die Kriegsgefahr hingewiesen, die von den neuen US-Militärbasen ausgeht. Dass er mit dieser Einschätzung nicht alleine da steht, zeigen die jüngsten Äusserungen seiner argentinischen Amtskollegin Cristina Fernández de Kirchner. "Man schafft gerade einen Zustand von Kriegsbereitschaft in der Region, den es bisher nicht gab, der inakzeptabel ist und der zu Situationen führen kann, die absolut niemand haben möchte", sagte die Politiker und schlug zur Lösung einen Unasur-Sondergipfel vor. Für Fernández handelt es sich nicht nur um ein militärisches, sondern auch um ein politisches Thema: "Das Problem ist nicht militärisch, weil wir wissen, dass die Politik versagt hat, wenn Konflikte aufbrechen." Daher möchte die Präsidentin, dass sich zuerst die Unasur-Verteidigungsminister zusammensetzen, um einen Präsidentengipfel vorzubereiten. Zu letzterem sollte man dann auch Uribe einladen. Die Idee vom Sondergipfel unterstützen die Präsidenten von Bolivien und Brasilien, Evo Morales und Inazio "Lula" da Silva.

Fernández de Kirchner nahm auch kein Blatt vor den Mund, als sie den Verursacher der aktuellen Lage benannte: "Wir können nicht zulassen, dass die USA, die uns die Wirtschaftskrise und die Schweinegrippe exportiert haben, jetzt auch noch eine kriegerische Situation in unserer Region bringen". Der Ausbau der US-Militärpräsenz in Kolumbien geht einher mit dem Aufbau der 4. Flotte, die seit 2007 den alleinigen Auftrag hat, die US-Interessen in Lateinamerika und Karibik zu schützen und verlorenes Terrain zurückzuerobern.