Honduras

Primera Dama zu Hintergründen des Putsches

Honduranisches Tagebuch (VIII): Xiomara Castro de Zelaya trifft deutsche Delegation. Präsidentengattin sieht hinter Putsch Wirtschaftsinteressen

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Primera Dama zu Hintergründen des Putsches
Castro de Zelaya mit Amerika21-Redakteur Harald Neuber

Tegucigalpa. Nach zwei Anläufen kam das Treffen mit der "Primera Dama", der Ehefrau von Präsident Manuel Zelaya am Freitag doch noch zustande. Xiomara Castro de Zelaya ist eine der Integrationsfiguren der Demokratiebewegung in dem mittelamerikanischen Land. Sie nimmt an Demonstrationen teil, gibt Interviews und trifft ausländische Vertreter. Am Freitag kam sie mit Vertretern der deutschen Delegation zusammen.

"Hinter dem Staatsstreich steht eine Allianz aus mächtigen Gruppen des Landes", sagt die Präsidentengattin im Gespräch mit der Vizevorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Monika Knoche, und dem Mitarbeiter der Abgeordneten Heike Hänsel (Die Linke), Alexander King. Für Attac Deutschland nehme ich an diesem Treffen teil.

Castro de Zelaya führt detailliert aus, welche sozialpolitischen Initiativen Präsident Zelaya in den vergangenen dreieinhalb Jahren seiner Präsidentschaft unternommen hat: Die Bürgerbeteiligung wurde ausgebaut, die Unterstützung für demokratisch kontrollierte Kommunalprojekte erhöht. Die Regierung des 56-jährigen garantierte den kostenfreien Zugang zum Schulwesen, führte Schulspeisung für 1,3 Millionen Kinder ein und förderte Kleinbauern. Die UNO-Wirtschaftskommission habe die Erfolge dieser Sozialpolitik bescheinigt.

"Die mächtigen Gruppen dieses Landes haben sich davon bedroht gefühlt", so Castro de Zelaya, die während des Gesprächs in der Residenz des Geschäftsträgers der deutschen Botschaft konkrete Beispiele nennt: So habe sich Jorge Canahuati Larach, der Besitzer von zwei der größten Tageszeitungen des Landes (El Heraldo, La Prensa), gegen Zelaya gewandt, weil dieser die Medikamentenversorgung unter staatliche Kontrolle stellen wollte. Bislang kontrollierte Canahuati Larach, einer der reichsten Männer von Honduras, diesen Sektor. Ein verbesserter Wald- und Umweltschutz brachte die mächtigen Holzhändler gegen den Staatschef auf. Sein Votum gegen das vom rechtsdominierten Nationalkongress erlassene Verbot der "Pille danach" brachte ihm die Feindschaft der Kirche und vor allem der ultrarechten Gruppe Opus Dei ein.

Der Streit um eine Umfrage über ein mögliches Plebiszit über eine verfassunggebende Versammlung sei nur der Vorwand gewesen, eine Putschsituation herbeizuführen, sagte Zelaya de Castro. Wie viele Vertreter in vorherigen Gesprächen forderte auch sie eine klarere Haltung der europäischen Union. Aus diplomatischen Quellen habe sie erfahren, dass sich "einige EU-Vertreter" mit Funktionären des Putschregimes getroffen hätten. Monika Knoche versprach, dem Vorwurf zusammen mit Vertretern von der EU-Ebene nachzugehen.


Harald Neuber ist unter anderem mit dem Mandat von Attac Deutschland in Honduras, um die Lage vor Ort zu beobachten.

Bild: Michael Zinn/ Botschaft