Guatemala muss Entschädigung für Massaker zahlen

Menschenrechtsgerichtshof verurteilt Guatemala zu Entschädigung für Opfer

Ciudad de Guatemala. Etwa 3 Millionen US Dollar muss der Staat Guatemala den Überlebenden eines Massakers im Jahr 1982 zahlen. Dies entschied am gestrigen Dienstag der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte. In dem Bergdorf Dos Erres hatten die Spezialeinheit der guatemaltekischen Armee (Kaibiles) im Dezember 1982 ungefähr 250 Personen - Kinder, Frauen und Männer - ermordet. Deren Angehörige sollen nun die geforderte Summe zuzüglich der Anwaltskosten erhalten. Außerdem fordert der Menschenrechtsgerichtshof, dass die guatemaltekische Justiz die Verantwortlichen vor Gericht stellt. Das Land wurde damals von dem Christdemokraten und General Efraín Ríos Montt regiert.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte war von den Familien der Überlebenden angerufen worden, da Guatemala die Menschenrechtsverbrechen im Rahmen des Bürgerkriegs nicht selbstständig juristisch aufarbeitet, obwohl dies in einer Friedensvereinbarung von 1996 zugesichert worden war. Von 1979 bis 1984 verübten die Streitkräfte des mittelamerikanischen Landes mit Unterstützung paramilitärischer Verbände an der indigenen Bevölkerung des mittelamerikanischen Landes einen Völkermord, dem etwa 200.000 Menschen zum Opfer fielen. Begründet wurde der massive Gewalteinsatz mit der Bekämpfung der Guerilla-Organisation Nationale Revolutionäre Einheit (URNG). Logistische Unterstützung erhielten die Machthaber von den USA, die auch die guatemaltekischen Streitkräfte ausbildeten.

Wegen seiner besonderen Brutalität wurde das Massaker von Dos Erres zum Präzedenzfall für hunderte derartige Übergriffe. Ein Untersuchungsbericht der UNO beschrieb, dass die Soldaten die Bewohner des Dorfes in eine Kirche sperrten, während sie draußen Babys an Bäumen und Mauern zerschmetterten. Die Leichen warfen sie in einen Brunnen. Frauen und Mädchen des Dorfes wurden vergewaltigt. Anschließend erschossen sie alle Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes. "Die Entscheidung ist sehr wichtig und wahrscheinlich ein Präzedenzfall. Aber vor allem ist es eine Unterstützung für die Familien der Opfer, in ihrem langen Kampf um Gerechtigkeit." sagte Miguel Albizures, Sprecher der Organisation der Verhaften und Verschwundenen in Guatemala. Die Organisation fordert nun Haftbefehle gegen die beteiligten Militärs.