Venezuela

Schlag gegen Paramilitärs in Venezuela

Venezolanische Sicherheitsbehörden nehmen mehrere Dutzend Kolumbianer fest

Caracas. In Venezuela läuft gerade eine umfangreiche Polizeiaktion gegen kolumbianische Paramilitärs. Bei zwei Razzien nahmen die Sicherheitsbehörden drei Dutzend Kolumbianer fest und hoben gut bestückte Waffenlager aus. Die Operationen fanden in Caracas und im Bundesstaat Merida statt. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Verfassungsreferendum, das am 15. Februar abgehalten wird. Die Regierung von Präsident Hugo Chávez muss damit rechnen, dass nach den gewaltsamen Demonstrationen von oppositionellen Studenten seine politischen Gegner noch schwereres Geschütz gegen ihn auffahren werden, um seinen Sieg zu verhindern.

Die jüngsten Verhaftungen ereigneten sich am Donnerstag (29.1.2009) im Bundesstaat Mérida. Dort nahmen die Sicherheitskräfte vier Mitglieder der paramilitärischen Organisation Autodefensas Unidas de Colombia (AUC, Vereinigte Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens), gab Innenminister Tareck El Aissami auf einer Pressekonferenz bekannt. Die Festgenommenen sagten, sie gehörten dem Bloque Águilas Negras der AUC (Block Schwarze Adler) an, der in der kolumbianisch-venezolanischen Grenzregion operiert. Die Polizei hob auch ein umfangreiches Waffenlager aus. Dabei fand sie Informationen über potentielle Opfer der AUC. "Das war ein wichtiger Schlag gegen den Drogen-Paramilitarismus", unterstrich El Aissami. Die Sicherheitsbehörden untersuchen des Weiteren Verbindungen zwischen den AUC und lokalen Polizisten, die an einem Massaker an acht Jugendlichen beteiligt waren.

Am Mittwoch (28.1.2009) hatten die venezolanischen Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Caracas zugeschlagen. Dort verhafteten sie 31 mutmassliche Paramilitärs und stellte deren Waffenarsenal sicher. Venezuelas Vizepräsident Ramón Carrizález erinnerte auf einer Pressekonferenz anläßlich dieser Aktion, dass man vor einigen Tagen bei weiteren Paracos in Maracay zwei Kilo des hochexplosiven Sprengstoffs C4 fand. Innenminister El Aissami widersprach dem Vizepräsidenten, dass die 31 Festgenommenen keine Paramilitärs seien, sondern lediglich kolumbianische Staatsangehörige, die sich illegal in Venezuela aufhielten.

Dass in Venezuela kolumbianische Paramilitärs operieren ist kein Geheimnis, sondern eine bekannte Tatsache. Ihre Operationsgebiete befinden zum einen sich in den Bundesstaaten, die eine Grenze zu Kolumbien haben. Dort haben sie sich teilweise als "Sicherheitsdienstleister" etabliert. Gegen Entgelt "schützen" sie die Bewohner der betroffenen Regionen gegen Entführung, Erpressung und Raub. Zum anderen haben sich die Paracos auch in venezolanischen Armensiedlungen, den barrios, breitgemacht. Mit Geld und Geschenken versuchen sie dort, sich eine Machtbasis zu errichten. Die dafür nötigen Finanzen stammen aus dem Drogenhandel. Das militärische Know-How erhalten die Paracos vom US-Militär und israelischen "Sicherheitsexperten".

Bereits im Mai 2004 nahmen die venezolanischen Sicherheitskräfte 120 kolumbianische Paramilitärs in einer Villengegend von Caracas fest. Die Täter trugen venezolanische Uniformen und verfügten über ein umfangreiches Waffenarsenal. Sie standen kurz davor, einen Anschlag auf Chávez zu verüben. Damals zeichnete sich ein mögliches Abwahlreferendum des Präsidenten ab. 2007 amnestierte Chávez die meisten der 120 Paracos und ließ sie in ihre Heimatland abschieben.