Honduras

Marsch der First Family

Gericht erlaubt der Präsidentenfamilie Castro de Zelaya freie Fahrt zur Grenze; Militär will sie abschieben

Tegucigalpa. Die Präsidentengattin und Anführerin der Antiputschbewegung in Honduras, Xiomara Castro de Zelaya, darf sich mit ihrer Familie und ihren Anhängern an die Grenze nach Nicaragua begeben. Dort befindet sich seit dem 24. Juli ihr Gatte, das gestürzte Staatsoberhaupt Manuel "Mel" Zelaya". Der rechtmäßige Präsident wartet auf die Ankunft seiner Anhänger, um möglicherweise mit ihnen in die Hauptstadt zurückzukehren.

Xiomara Castro erklärte am Dienstag dem lateinamerikanischen Fernsehsender teleSur, dass ein Gericht in der honduranischen Hauptstadt ihr das Recht gab, sich an die Grenze zu begeben. Das Militär hat die Grenzregion El Paraíso weiträumig abgeriegelt und versucht mit einer Ausgangssperre, die Unterstützer des Präsidenten Zelaya unter Kontrolle zu halten. Die Nationale Widerstandsbwegung gegen den Putsch hofft nun, dass der große Marsch, der 4000-5000 Menschen mobilisiert haben soll, mit Frau Castro an der Spitze die Staatsgrenze erreicht und sich dort mit Zelaya vereinigt. Die First Lady befürchtet aber, dass das Militär die Situation nutzen könnte, um sie und ihre Familie des Landes zu verweisen. Das widerfuhr ihrem Mann am 28. Juni, als Soldaten ihn aus dem Präsidentenpalast entführten und nach Costa Rica deportierten. "Die Armee will, dass wir alleine rüber gehen, aber wir glauben weder den Streitkräften noch der Polizei - unsere Garantie ist, mit dem Volk zu gehen", erklärte Castro im Telefonat mit teleSur.

Des Weiteren häufen sich die Berichte über eine Zuspitzung der Repression. Anhand von Pressephotos konnte ein Armeeoffizier identifiziert werden, wie er den am 25. Juli tot aufgefunden Pedro Magdiel Muñoz Salvador hinter sich herschleift. Eine internationale Beobachtermission befindet sich zur Zeit in Tegucigalpa und wird in Kürze in die Grenzregion El Paraíso aufbrechen, um sich vor Ort ein Bild über die humanitäre Lage zu machen. Nach Angaben von Menschenrechtsbeobachtern gegenüber amerika21.de, wird die humanitäre Lage von Tag zu Tag kritischer. Neben paramilitärischen Aktionen, die an die politischen Verbrechen der 80er Jahre erinnern, erfolgen willkürliche Festnahmen. Außerdem nimmt die Widerstandsbewegung Unterwanderungsversuche durch Polizei und Armee wahr. Genaues Datenmaterial über Verhaftete und Verschwundene liegt nicht vor. Die Repression soll sich auf die Grenzregion El Paraíso konzentrieren. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben gegenüber amerika21.de die Notwendigkeit geäußert, die Region zum Katastrophengebiet zu erklären, damit das Internationale Rote Kreuz dort tätig werden kann, weil ihnen das verboten ist. An verschiedenen Stellen an der Grenze zwischen Honduras und Nicaragua sollen Militär und Nationalpolizei mehrere Hundert Menschen seit Freitag eingekesselt haben. Sie müssen unter freiem Himmel leben und erhalten weder Essen noch Wasser. "Die Militärs lassen keine humanitäre Hilfe durch", sagen die Menschenrechtler.

Das US-Außenministerium erklärte am Montag, es entzöge vier Mitgliedern der Putschregierung von Roberto Micheletti die Einreisevisa für die Vereinigten Staaten. Diese harmlose Strafmaßnahme betrifft Personen aus der dritten Reihe der Putschisten, die ihre Einreiseerlaubnis noch unter Zelaya erhielten.