Honduras

Rückkehr zur Normalität?

Putschregierung in Honduras sieht Beruhigung der Lage. Unterdessen geht die Repression gegen Medien und soziale Bewegungen weiter

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Rückkehr zur Normalität?
Dürfen nicht mehr live aus Honduras berichten: TeleSUR

Tegucigalpa. Die Putschregierung von Roberto Micheletti hat am Sonntag (Ortszeit) die nächtliche Ausgangssperre in Honduras wieder aufgehoben. Die Maßnahme war nach dem Putsch vor zwei Wochen gegen den international weiterhin als legitimen Präsidenten anerkannten Manuel Zelaya von den neuen Machthabern ergriffen worden. Die Polizei von Honduras teilte am Sonntag mit, während der Ausgangssperre seien wegen Verstößen gegen die Maßnahme 1270 Personen festgenommen worden, davon in der Nacht auf Sonntag allein 159, so die venezolanische Nachrichtenagentur ABN.

Honduras versuche mit der Aufhebung der Ausgangssperre die Rückkehr zur Normalität, meldet die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP. Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der von Putschistenführer Micheletti am Wochenende erneut scharf angegriffen wurde, warnte seinerseits am Sonntag, die Putschisten würden dagegen nun die "selektive Repression gegen die wachsenden sozialen Bewegungen" verstärken.

Chávez stützt seine Argumentation auf Berichte von selektiven Morden an linken Aktivisten. So wurde am Samstag laut Angaben des Gewerkschaftsvorsitzenden und nationalen Koordinator der Widerstandsfront gegen den Putsch in Honduras, Juan Barahona, der Sprecher der Widerstandsbewegung Roger Iván Bados in San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt des Landes, von Unbekannten ermordet.

Barahona beschuldigt die Putschregierung, für den Tod seines Kameraden verantwortlich zu sein. "Es bleibt ihnen keine andere Option, als die Anführer des Widerstandes zu beseitigen", so Barahona. Denn das Regime habe keine breite Unterstützung. "Es gibt keine andere Möglichkeit für sie, sich an der Macht zu halten."

Pressefreiheit weiter unter Beschuss

Ein Dorn im Auge von Micheletti und seinen Mitstreitern war zudem die Berichterstattung des venezolanischen Staatssenders VTV und des interkontinentalen Nachrichtensenders TeleSUR. Am Samstag abend (Ortszeit) wurden die Teams der Sender festgenommen und endgültig des Landes verwiesen. Sie hatten als einzige ausländische Medien live über die Proteste gegen die Putschregierung berichtet. Die nationale Presse steht dagegen fast vollständig unter der Kontrolle der Putschisten und ihnen wohlgesonnnenen Medienmogulen. Über die Gegner des Regimes und ihre Aktionen erfährt man bei deren Medien so gut wie nichts.

Das jetzige Vorgehen gegen die ausländischen Medien sei allerdings nur "das bisher letzte Kapitel des Dramas", heißt es in einer Erklärung der Föderation Lateinamerikanischer Journalisten (FELAP) laut der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina. Die Pressefreiheit in Honduras sei in der Zeit nach dem Putsch gegen Zelaya eleminiert worden. "Viele Journalisten wurden verfolgt, verhaftet, bedroht und ausgewiesen", heißt es in der Mittteilung.

Widerstand wird fortgesetzt

Die Organisatoren der Proteste gegen die Putschisten kündigten trotz der Repression auch für diese Woche eine Fortsetzung der Proteste an. Man werde weiter kämpfen, bis die Putschisten verschwunden seien, so Koordinator und Gewerkschaftsvorsitzender Barahona auf einer Kundgebung am Sonntag in der Hauptstadt Tegucigalpa. Die Widerstandsfront aus Gewerkschaftern, Bauern, Studenten und Menschenrechtlern werde am morgigen Dienstag zu Beratungen zusammenkommen. Vertreter aus 400 Organisationen hätten ihre Teilnahme angekündigt, erklärte der Parlamentsabgeordnete Marvin Ponce von der Linkspartei Unificación Democrática (UD).