Venezuela

Vatikan als Fluchthelfer

Gesuchter Straftäter flüchtet aus dem Kirchenasyl und steht jetzt auf der Fahndungsliste von Interpol

Caracas. Die venezonalischen Sicherheitsbehörden haben den Studentenführer Nixon Moreno international zur Fahndung ausgeschrieben. Der Flüchtige verließ nach Angaben seiner Anwälte das Gelände der päpstlichen Nuntiatur in den frühen Morgenstunden des Montags (Ortszeit). In der Botschaft des Vatikans fand Moreno vor zwei Jahren Zuflucht, nachdem die venezolanische Justiz einen Haftbefehl wegen zahlreicher schwerer Straftaten erlassen hatte. "Er ist weiterhin ein Flüchtling, der jetzt aber in 187 Ländern, dazu zählt auch der Vatikan, wegen allgemeiner Straftaten gesucht wird", erklärte der venezolanische Innenminister Tareck El Aissami auf einer Pressekonferenz am Montag.

Die Nuntiatur bestätigte das Verschwinden von Moreno in einer Mitteilung an das venezolanische Außenministerium. Darin heißt es, dass der Gesuchte das exterritoriale Gebiet "heimlich" verließ und dabei ein Tor der Residenz aufbrach. Innenminister El Aissami nannte es "bedauerlich", dass ein Justizflüchtling den Schutz der Kirchenführung geniesse. Morenos Anwalt, Alonso Medina Roa, erklärte der Presse, er möchte nicht von "Flucht" sprechen, da sein Mandant kein Gefangener gewesen sei. Stattdessen redet er von einem "Rückzug aus der diplomatischen Residenz, die ihm zwei Jahre lang Schutz und Hilfe geboten hat."

Ein Gericht im Bundesstaat Mérida erließ 2007 einen Haftbefehl gegen Moreno, der sich verschiedener Straftaten schuldig gemacht haben soll. So soll er im Rahmen der Studentenunruhen, die im Mai 2006 an der Universidad de los Andes (ULA) stattfanden, versucht haben, eine Polizistin zu vergewaltigen. Bei den Ausschreitungen, die Moreno angeführt haben soll, wurden 20 Menschen verletzt, und es kam zu Sachbeschädigungen. Des Weiteren wird er unter anderem des versuchten Todschlags, der Nötigung und Körperverletzung verdächtigt.

Am 13. März 2007 gewährte ihm Nuntius Giacinto Berloco "aus humanitären Gründen" diplomatisches Asyl. Aus Sicht der Regierung von Präsident Hugo Chávez war das ein weiterer Affront des Vatikans, der bereits 2002 den Putsch rechter Unternehmer und Militärs gegen den Comandante der Bolivarianischen Revolution abgesegnet hatte.