ALBA-Länder

Feiern zu 200 Jahre Unabhängigkeit beginnen

Treffen der ALBA-Staaten in Caracas. Starke Regenfälle behindern die Vorbereitungen

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Feiern zu 200 Jahre Unabhängigkeit beginnen
Feiern zu 200 Jahre Unabhängigkeit beginnen

Caracas. Am morgigen Montag, den 19. April, beginnen in Venezuela die Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit des amerikanischen Kontinents von Spanien und zum Ende des Kolonialismus. Vor 200 Jahren schlossen sich die städtische Oberschicht in Caracas und der lokale Klerus dem Kampf gegen die Kolonialverwaltung an, und verjagten den spanischen Stadthalter Vicente Emparan. Dieser Anlass bildet den Auftakt für Feiern in ganz Lateinamerika. In Caracas werden dazu zahlreiche internationale Gäste erwartet. Parallel wird u.a. ein Treffen der Alba-Staaten stattfinden. Die bevorstehenden Feiern bilden nur den Ausgangspunkt zu einer ganzen Reihe von Gedenkveranstaltungen in den nächsten Jahren. So erlangte Venezuela seine formale Unabhängigkeit erst ein Jahr später, am 5. Juli 1811.

Einige internationale Gäste wie der chinesische Staatschef mussten aufgrund von Problemen in ihren Heimatländern eine Teilnahme an den Feiern absagen. Fehlen wird auch ein Vertreter Haitis, obwohl die Bewohner der Insel ihre Unabhängigkeit bereits 1804 als erste in der Region erkämpften. Während in China und Haiti die Folgen von Erdbeben zu bewältigen sind, behindern in Venezuela starke Regenfälle die Vorbereitungen. Für die venezolanische Bevölkerung ist dies allerdings keine schlechte Nachricht, da das Land seit Monaten unter einer starken Dürre leidet, in deren Folge teilweise auch die Stromversorgung eingeschränkt werden musste. Das nationale Stromunternehmen meldete gestern, dass sich der größte Staudamm des Landes schnell wieder füllt.

Kampf für eine zweite Unabhängigkeit

Bei den Feiern in Venezuela wird daran erinnert, dass der Kampf um die Unabhängigkeit nicht nur ältere Vorläufer hat, sondern auch weiter gehende soziale Forderungen umfasste. Das Land wurde bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durch soziale Revolten erschüttert, welche sich gegen die Sklaverei und den Rassismus des Kolonialregimes richteten. Erst als im Mutterland Spanien der König Fernando VII. durch Napoleon gestürzt wurde, nutzte die mestizische Oberschicht die günstige außenpolitische Situation und schloss sich dem Befreiungskampf an. Für die Sklaven - etwa 30 Millionen Bewohner Afrikas waren von den Europäern nach Amerika verschleppt worden - und die Überlebenden des europäischen Völkermordes an der indigenen Bevölkerung brachte die Unabhängigkeit allerdings nur symbolische Änderungen. Bis heute stellen Schwarze und Indigene die Armut auf dem Kontinent.

Für die sozialen Bewegungen und die linken Regierungen steht deshalb das Stichwort der "zweiten Unabhängigkeit" im Mittelpunkt der Feiern. Neben außenpolitischer Souveränität und wirtschaftlicher Unabhängigkeit von den ungleichen Handelsbeziehungen mit Europa und den USA geht es dabei vor allem darum, die historischen Schulden bei denen zu begleichen, die bisher von politischer Mitbestimmung und wirtschaftlicher Selbstständigkeit ausgeschlossen waren. Diese inhaltliche Orientierung gefällt unterdessen nicht allen: Der Sozialdemokrat und ehemalige Präsident Venezuelas, Carlos Andres Perez meldete sich aus seinem Exil in Puerto Rico, einem der letzten Kolonialgebiete der Region, zu Wort. Seiner Meinung nach könne man den 200. Jahrestag in Venezuela nicht feiern, da das Land von einem "prä-kommunistischen Regime" regiert werde. Gegen Andres Perez liegt ein Auslieferungsantrag Venezuelas in den USA vor, weil er 1989 einen Volksaufstand gegen seine neoliberale Politik blutig niederschlagen ließ.