Mittelamerika / Russland

Gestiegenes Interesse an Zentralamerika

Mit einer Reise in vier Staaten Mittelamerikas und der Karibik baute Russlands Außenminister die Bande zu den Ländern der Region aus

Havanna. Die kubanische Hauptstadt war die erste Station der Vier-Staaten-Reise Sergej Lawrows. Gemeinsam mit Kubas Staats- und Regierungschef Raúl Castro und im Beisein zahlreicher lateinamerikanischer Diplomaten eröffnete der Außenminister am 11. Februar die 19. Internationale Buchmesse des sozialistischen Inselstaates. Russland ist auf der diesjährigen Bücherschau Gastland, im Mai werden russische Unternehmen zudem auf der internationalen Tourismusmesse in der kubanischen Hauptstadt auftreten.

Lateinamerika habe sich offensichtlich zu einem Zentrum wirtschaftlichen Wachstums entwickelt, sagte Lawrow zu Beginn seiner Lateinamerika-Reise in Havanna. Die Möglichkeiten der Kooperation nähmen damit zu, "und natürlich will Russland Teil dieser Prozesse sein", erklärte der Außenminister. Russland und Kuba teilten heute "gemeinsame Ideale" und seien durch eine "wahrhaft strategische Partnerschaft verbunden".

Politische Experten beobachten die Wiederannäherung zwischen Kuba und Russland mit großer Aufmerksamkeit. Die Präsenz Russlands auf der diesjährigen Buchmesse sei ungewöhnlich, "weil damit ein Prozess der Transition unterbrochen wird, der seit dem Ende der UdSSR die Beziehungen zwischen beiden Staaten geprägt hat", sagte die US-amerikanische Professorin für Lateinamerikawissenschaften, Jacqueline Loss, im Gespräch mit ND in Havanna. Beide Seiten knüpften auf der Literaturmesse bewusst an die Symbolik aus der Zeit der UdSSR an, meinte die Regionalwissenschaftlerin und Expertin für kubanisch-russische Beziehungen. Dass es sich dabei um keinen kurzfristigen Trend handelt, glaubt Loss am Verlagsprogramm Kubas zu erkennen: Noch nie zuvor seit den geopolitischen Umbrüchen 1990 sei so viel Erinnerungsliteratur über die Kontakte zwischen Kuba und der Sowjetunion erschienen.

Präsident Raúl Castro machte kürzlich keinen Hehl aus seiner Meinung, als er sagte, die Welt sei sicherer mit einem starken Russland. Dessen Vorstoß in den einstigen "Hinterhof" der USA ist auch über Kuba hinaus betrachtet kein kurzfristiger Trend. Mit den Staaten der Bolivarischen Alternative für Lateinamerika (ALBA) unterhält Russland inzwischen rege Wirtschaftskontakte. Nach Kuba reiste Lawrow zudem nach Nicaragua, Guatemala und Mexiko. Dort wurde übrigens vereinbart, dass im September anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung Mexikos erstmals auch russische Soldaten über den Zocalo in Mexiko-Stadt paradieren werden.