Chile

Chilenen verabschieden Bachelet

Neuer Präsident Piñera politisch kaum handlungsfähig: Folgen des Erdbebens bestimmen Innenpolitik

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Chilenen verabschieden Bachelet
Bewegt: Bachelet bei Amstübergabe

Santiago de Chile/Valparaíso. Die Amtseinführung des neuen chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera am Donnerstag war von einem neuen Erdbeben überschattet. Das beschränkt sich nicht nur auf die Zeremonie: Der neue konservative Staatschef ist zu Beginn seiner Amtszeit vor allem mit Katastrophenhilfe befasst. Von politischen Differenzen, die den aggressiv geführten Wahlkampf bestimmten, ist nichts mehr zu spüren. Als "Anti-Chávez", wie das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel den Unternehmer bezeichnete, nimmt Piñera bislang noch niemand wahr.

Der 60-jährige war am 27. Januar als knapper Sieger aus dem Wahlkampf gegen die seit 1990 regierende Concertación - ein Parteienbündnis aus Sozial- und Christdemokraten - hervorgegangen. Mit nur drei Prozentpunkten setzte er sich gegen den konkurrierenden Eduardo Frei (Christdemokraten) durch. Es werde, so prophezeiten chilenische Medien, eine schwere Amtszeit mit einer starken Opposition für Piñera werden.

Das zeigte auch ein anderes Ereignis. Während der Konservative am Donnerstag mit dem Verteilen von Wertgutscheinen für 4,2 Millionen Bedürftige nach dem Beben befasst war, zogen mehr als tausend Chilenen zum Präsidentenpalast La Moneda, um die Präsidentin Michelle Bachelet zu verabschieden.

Die Teilnehmer der Kundgebung schwenkten chilenische Fahnen sowie Fahnen der Parteien der jetzt abtretenden Regierungskoalition Concertación. Einige Teilnehmer führten Plakate mit Danksagungen an Bachelet mit. Auf anderen Plakaten wurde die Sozialdemokratin aufgefordert, bei den Präsidentschaftswahlen 2014 wieder anzutreten.

Die Staatspräsidentin, die die Unterstützung von 84 Prozent der Bürger hat, nahm in den Räumlichkeiten des Präsidentenpalastes Abschied von ihrem Amt, bevor sie sich zum Nationalkongress in die nahe gelegene Hafenstadt Valparaíso begab, wo Amtsgeschäfte übergeben wurden. Mehrere Minister hoben in Interviews mit lokalen Medien die Bedeutung des Erdbebens hervor, dessen Folgen das politische Geschehen bestimmten. Man sei jedoch zufrieden, so der Tenor, mit den Erfolgen der letzten vier Jahre.


Mit Material der Nachrichtenagentur Prensa Latina.

Bildquelle: Canal 13