Venezuela / Medien

Venezuela: Nächste Runde im Medienkonflikt

Globovisión beschuldigt Chávez des "Narcoterrorismus" und des Mordes. Generalstaatsanwaltschaft ermittelt

globo_203948_terror.jpg

Venezuela: Nächste Runde im Medienkonflikt
Guillermo Zuloaga, Besitzer von Globovisión

Caracas. Der Konflikt zwischen dem privaten Fernsehsender Globovisión und der sozialistischen Regierung Venezuelas ist erneut eskaliert. Anlass für die Auseinandersetzung war die Sendung Aló Ciudadano, in der ein Oppositionspolitiker behauptete, Präsident Chávez unterstütze "den Narcoterrorismus". Wenige Tage später beschuldigte der Besitzer des Senders, Guillermo Zuloaga, den Präsidenten des Mordes an Demonstranten im Jahr 2002 und begrüßte dessen Sturz. Daraufhin eröffnete die Generalstaatsanwältin des Landes Ermittlungsverfahren wegen Verleumdung und "wahrheitswidriger Berichterstattung". Während Zuloaga nach einer Befragung in Anwesenheit seines Anwaltes unter Meldeauflagen entlassen wurde, befindet sich der Oppositionspolitiker Álvarez Paz nach wie vor in Haft, da er seine Behauptungen - anders als Zuloaga - über einen venezolanischen Sender verbreitete.

In der Live-Sendung von Globovisión hatte Álvarez Paz am 8. März zunächst die Behauptung aufgestellt, dass die kolumbianischen Guerilla-Organisationen Farc und ELN für den Drogenhandel verantwortlich seien. Angeblich hätten sie ihren "Narcoterrorismus mit der Duldung, Gleichgültigkeit oder Komplizenschaft des Regimes" - gemeint ist die venezolanische Regierung - in das Nachbarland verlagert. Álvarez Paz schloss seinen Beitrag mit der Beschuldigung: "Hugo Chávez hilft ihnen, er identifiziert sich mit ihnen." Die Sendung Aló Ciudadano hatte bereits im Dezember 2008 ein Ermittlungsverfahren ausgelöst, weil ein Talk-Gast angekündigt hatte, dass Hugo Chávez enden werde wie Mussolini: "An den Beinen aufgehängt und mit dem Kopf nach unten."

Nur wenige Tage nach dem Auftritt von Paz erklärte der Besitzer des Senders, Guillermo Zuloaga, auf der halbjährlichen Versammlung der Interamerikanischen Presse Assoziation (IAPA), im April 2002 habe in Venezuela kein Putsch stattgefunden, sondern Präsident Hugo Chávez habe damals auf eine Oppositionsdemonstration schießen lassen. Mit dieser Version der Ereignisse hatte das Putschkabinett seinerzeit den Sturz des Präsidenten begründet. Die privaten Fernsehkanäle RCTV und Globovisión lieferten dem Putschregime mit bewusster Falschberichterstattung diesen Vorwand. Dessen Vertretern bescheinigte Zuloaga in seiner Rede nun schlechte Arbeit: "Wenn das besser durchgeführt worden wäre, hätten wir heute ein anderes Venezuela." erklärte der Medienunternehmer vor der Versammlung der IAPA, die alle privaten Medienunternehmen des amerikanischen Kontinents vertritt.

Dass derartige Äußerungen eine Reaktion der Regierung hervorrufen würden, dürfte ebenso vorhersehbar gewesen sein, wie die Tatsache, dass sich Opposition und private Medienunternehmen nun über die Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit beklagen. Bereits vor wenigen Wochen hatten Todesanzeigen für venezolanische Minister in einem Online-Forum und Beleidigungen des kolumbianischen Popstars Juanes über Twitter dazu geführt, dass Hugo Chávez öffentlich über die Grenzen der Meinungsfreiheit diskutierte. Schon diese Debatte hatte Organisationen wie Reporter ohne Grenzen und Human Rights Watch Gelegenheit geboten, den demokratischen Charakter der venezolanischen Regierung in Zweifel zu ziehen. Für einen bewussten Konfrontationskurs von Globovisión gegen die linke Regierung spricht auch, dass sich dessen ehemaliger Direktor, Alberto Federico Ravell, noch vor Beginn des Wahlkampfes im Februar von der Leitung des Senders zurückgezogen hat, der wirtschaftlich eng mit dem kolumbianischen Netzwerk RCN Televisión sowie mit CNN und FOX-News in den USA kooperiert.


Bildquelle: aporrea.org