International

Alternativen zur Weltwirtschaftskrise

Berichte von "Enlazando Alternativas 4": Soziale Bewegungen aus EU und Lateinamerika treffen sich in Madrid. Eröffnung am Freitagabend

ea-725253-apertura.jpg

Alternativen zur Weltwirtschaftskrise
Plakat bei der Eröffnung von "Enlazando Alternativas"

Madrid. Der Vortragssaal der mathematischen Fakultät der Universität Complutense von Madrid war bis zum letzten Platz gefüllt, als am Freitagabend die offizielle Eröffnungsveranstaltung des 4. Gipfel der Völker "Enlazando Alternativas" begann. Um 18 Uhr waren rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer anwesend. Die Auftaktkonferenz war in drei Blöcke mit mehreren Rednern unterteilt, jeweils unterbrochen durch kulturelle Beiträge der Theatergruppe Poliposeídos.

In den Redebeiträgen ging es zum einen um Ereignisse der jüngeren Zeit. So thematisierte eine Vertreterin des Koordinierungsrates der Nationalen Widerstandsfront, Bertha Cáceres, den Staatsstreich in Honduras. Sie wies auf die Komplizenschaft der EU-Führung hin, die derzeit alles daran setzt, das international isolierte Regime des neuen De-facto-Präsidenten Porfirio Lobo salonfähig zu machen. Lobo dürfe weder direkt noch indirekt an dem offiziellen Gipfel teilnehmen, so die Rednerin.

Ein weiteres Thema war die aktuelle Situation in Haiti. Der Redner wies darauf hin, dass mit der Intervention in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben Anfang des Jahres neue Methoden imperialistischer Herrschaft getestet werden sollten. Ein interessantes Detail: Momentan sind immer noch rund 22.000 US-Marines im Land. Von jedem in den USA gesammelten US-Dollar, der nach Haiti gelangt, werden 43 Cent von diesen Truppen verbraucht. Der Gipfel der Völker in Madrid soll auch dazu genutzt werden, Alternativen für Haiti zu entwickeln.

Die aktuelle Verschärfung der Finanz- und Wirtschaftskrise - vor allem in Europa - war neben den Beziehungen der EU zu Lateinamerika das zweite beherrschende Thema. So traten zwei Redner aus Griechenland auf: eine Vertreterin des griechischen Sozialforums und ein EU-Abgeordneter der sozialistischen Partei SYRIZA. Zum anderen spielte die Krise in den Ausführungen von Attac-Ehrenpräsidentin Susan George eine Rolle. George forderte die Verstaatlichung der Banken sowie eine öffentliche Kontrolle der Europäischen Zentralbank.

Der Eröffnungsveranstaltung war der erste Teil des "Permanenten Tribunals der Völker" vorausgegangen. Diese Institution wurde erstmals 2006 in Wien beim 2. Gipfel der Völker eingerichtet. Hier wird anhand von konkreten Fällen untersucht, wie multinationale Konzerne Europas in Lateinamerika wirken und dabei auch Gesetze brechen. Ein Beispiel am ersten Tag war die Goldcorp Inc., ein Bergbau-Unternehmen aus Kanada, das in Guatemala tätig ist. In dieses Unternehmen fließen Gelder aus Pensionsfonds aus Norwegen und der Schweiz. Das Unternehmen beutet dann Minen in Guatemala aus - unter Umgehung der Rechte der indigenen Bevölkerung. Das Tribunal wird bis Montag fortgesetzt.


Bildquelle: Rainer Schulze/ amerika21.de