Rio de Janeiro. Die Gewalt in Rio de Janeiro hat laut Statistiken vier Monate nach der von De-facto Präsident Michel Temer angeordneten Militarisierung zur Garantie der Sicherheit in der Metropole stark zugenommen. Von 2.355 Schießereien in den letzten vier Monaten vor der Intervention ist die Anzahl auf 3.210 zwischen Februar und Mai angestiegen. Eine Zunahme um 36 Prozent.
Dies geht aus einer Untersuchung der Beobachtungsstelle der Intervention hervor, einer Initiative des Zentrums für Sicherheit und Staatsbürgerschaft der Universität Candido Mendes. Den erfassten Daten zufolge sank in diesem Zeitraum zwar die Anzahl der Morde um 13 Prozent, die Tötungen durch Sicherheitskräfte stiegen allerdings um 34 Prozent und die Raubüberfälle um 5 Prozent an.
Die Studie weist auf die marginalen Erfolge im Verhältnis zu den angewandten Mitteln der Militärintervention hin: Als Beispiel wird die Operation vom 7. Juni aufgeführt, bei der in Jacarepaguá im Westen Rios 5.370 Sicherheitskräfte eine Razzia in sechs Favelas durchführten. Dabei erfolgten 13 Festnahmen, eine Person kam ums Leben und lediglich drei Pistolen und eine Handgranate wurden gesichert. "Eine Megaoperation mit einem Mikroergebnis", so lautet die Bewertung der Beobachtungsstelle.
Die Morde an der Linkspolitikerin Marielle Franco und ihrem Fahrer Anderson Gomez sind zudem weiterhin ungeklärt. Die Polizei verweigert regelmäßig die Auskünfte. Bisher wurden alleine in diesem Fall 77 Anfragen nach dem Gesetz zum Zugang zur Information gestellt und nicht beantwortet.