Die Dynamik zwischen sozialen Bewegungen und Parlamenten scheint niemandem ganz klar: Wann haben Bewegungen auf der Straße etwas zu sagen und wann nicht? In Mexiko besetzte bspw. 2006 die Bewegung um den linken Oppositionskandidaten Andrés Manuel López Obrador Mexiko-Stadt sechs Monate lang nach Präsidentschaftswahlen, in denen er mit Wahrscheinlichkeit eigentlich gewonnen hatte. Gleichzeitig übernahmen Aktivisten die Kontrolle der Stadt Oaxaca.
Über das Leben in einer vergesellschafteten Stadt gewährt dieser Vortrag einblicke. Wie können Bewegungen auf der Straße ihre Rechte einfordern von Politik und Wirtschaft? Wie kam es dazu, dass die Regierung letztendlich doch wieder die Macht übernehmen konnte, und wieso ist die Rolle von Massenbewegungen anders in anderen Ländern der Region?
Zum Referenten:
Johannes Wilm ist Sozial-Anthropologe, aufgewachsen in der dänischen Minderheit in Sydslesvig, er hat sich auf lateinamerikanische soziale und politische Bewegungen spezialisiert. Wilm hat bis zum Master an der University of Oslo studiert und ist zur Zeit Doktorand am Goldsmiths College, University of London. Seit 2006 hat er die progressiven politischen Kräfte in Nicaragua, Mexiko, Honduras und Paraguay studiert. 2011 hat er das Buch "Nicaragua, Back from the Dead?" geschrieben. Darin behandelt er die Situation dort seit der Rückkehr an die Macht der Sandinistischen Bewegung 2006. Wilm hat nach dem Putsch in Paraguay dieses Jahr für europäische Zeitschriften sowie diverse lateinamerikanische Radios berichtet, arbeitet nebenbei als Programmierer, war die letzten zehn Jahre für Indymedia Norwegen verantwortlich, und hat für die norwegische Partei Rot kandidiert.