Crude: The Real Price of Oil

Berlin: Filmabend und Gespräch mit Alexandra Almeida von Acción Ecologica (Ecuador)

Der Film CRUDE beschreibt einen jetzt schon epischen rechtlichen Kampf: 30.000 indigene EinwohnerInnen des ecuadorianischen Amazonasgebietes mit ihren nationalen und internationalen UnterstützerInnen kämpfen seit mehreren Jahren gegen Öl-Gigant Chevron, eines der größten US-Unternehmen. Und dieses setzt alle möglichen politischen und juristischen Hebel in Kraft, schreckt vor Verleumdungen und falschem Spiel nicht zurück, um am Ende nicht als Verlierer dazustehen.

Erdöl ist Ecuadors wichtiges Exportprodukt. Doch Jahrzehnte der Förderung haben ihre klebrigen und toxischen Spuren im Amazonasgebiet hinterlassen. Sie finden sich im Boden, in den Gewässern, in der Luft. Die Bevölkerung bekommt die gesundheitlichen Folgen zu spüren: höhere Krebsraten, mehr Fälle von Leukämie, ungewöhnliche und häufiger auftretende Mißbildungen bei Neugeborenen.

Der US-amerikanische Öl-Gigant Chevron, nach dem Kauf von Texaco dessen Rechtsnachfolger, streitet jede Verantwortung ab. Über dreißig Jahre förderte Texaco im Regenwald Erdöl - und pumpte die Rückstände in die Landschaft. Doch für Chevrons Anwälte ist das keine Verschmutzung sondern „eine industrielle Ausbeutung, von geltendem Recht gedeckt.": Die Altlasten habe man in den 90ern saniert. Sie haben sogar noch mehr zu bieten: Den gesamten Fall halten sie für eine komplette Konstruktion, angestiftet von Betrügern, die sich die Taschen mit Chevrons Milliarden vollstopfen wollen.

Es geht wirklich um viel Geld, genauer: um 27 Milliarden US-Dollar. Diese Schadenssumme wurde von einem unabhängigen Experten im Gerichtsverfahren gegen Chevron im ecuadorianischen Lago Agrio festgesetzt. Dort landete die in den 1990ern begonnene juristische Auseinandersetzung, nachdem Chevron sich mit seiner Sicht der Dinge durchsetzte, dass US-Gerichte für den Fall nicht zuständig seien.

CRUDE gestattet es den Fall aus den unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Akteure zu betrachten. Der Film liefert Einblicke in Vorgänge, die normalerweise hinter verschlossen Türen stattfinden und unsichtbar bleiben. Die Brisanz des Filmmaterials belegt die Tatsache, dass Chevron mittlerweile über ein Klageverfahren gegen Regisseur Joe Berlinger versucht an die mehr als 600 Stunden Filmmaterial heranzukommen. Das Unternehmen meint dort Beweise finden zu können, um die Behauptungen der Kläger zu entkräften, die längst auch auf globaler Ebene bei Musikstars wie Sting Gehör gefunden haben.

Anhand des Konfliktes und mit den bedrohten Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung des Amazonasgebietes vor Augen, zeigt Crude die dramatischen Schattenseiten unserer Abhängigkeit vom Erdöl und die enormen Schwierigkeiten einen mächtigen Konzern zur Rechenschaft zu zwingen.

CRUDE - USA/Ecuador 2009; 104min; Englisch, Spanisch, A'ingae & Secoya mit englischen/spanischen Untertiteln; R: Joe Berlinger

Als Gast zum Film & Gespräch begrüßen wir Alexandra Almeida (Ecuador), Mitgründerin von Acción Ecologica und Oilwatch.

* Crude wurde beim diesjährigen Cinema for Peace mit dem International Green Film Award ausgezeichnet.

Termindaten
Datum: 10.11.2010, 19:00 - 21:15
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Filmvorführung Gespräch
Veranstaltungsort: ACUDkino, Saal 1, Veteranenstr. 21, 10119 Berlin-Mitte
Veranstalter: Umweltzentrum Münster, FDCL e.V., FIAN Berlin, Rettet den Regenwald e.V., realeyz