Der Wahlsieg von Evo Morales 2005 in Bolivien erfolgte vor dem Hintergrund eines Jahrzehnts der Mobilisierung urbaner und ländlicher Sozialbewegungen hauptsächlich indigener Prägung. Die Tatsache, dass seine Kandidatur auf die Unterstützung der meisten dieser Bewegungen zählen konnte, ist direkt an seine öffentliche Festlegung gebunden, eine Reihe von Forderungen indigener Bewegungen in sein Regierungsprogramm zu übernehmen. Führende Vertreter der Bewegung waren sowohl im Kabinett wie auch in anderen Regierungspositionen gut vertreten.
Heute jedoch, nach einer ersten Amtszeit mit dem proceso de cambio (Prozess des Wandels) und Morales' Wiederwahl, scheinen die Spannungen in diesem Verhältnis nicht nur deutlicher zu Tage zu treten, sondern auch zuzunehmen. In dieser Veranstaltung soll eine Genealogie gezeichnet werden der Beziehungsnetzwerke, die den proceso de cambio konstituieren und der Dynamiken, die ihn prägen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit den Lehren, die für die langwährende Frage der Beziehung zwischen Bewegungen und Institutionen aus dem bolivianischen Fall gezogen werden können.
Rodrigo Nunes ist ein brasilianischer Philosoph, der seinen PhD am Goldsmiths College, University of London erlangte, und momentan als Forschungsstipendiat an der PUCRS, Porto Alegre, Brasilien, arbeitet. Er ist seit vielen Jahren an verschiedenen politischen Projekten aktiv, von Community und gewerkschaftlichem Organizing zur Organisation der ersten Weltsozialforen. Seine Texte sind in Zeitschriften wie Radical Philosophy, Transform, ephemera, Deleuze Studies und Mute erschienen. Er ist Kurator von "Stronger are the powers of the people": Politics, poetics and popular education in Brazilian cinema, 1962-1979 und Mitherausgeber von Turbulence: Ideas for Movement (www.turbulence.org.uk).
Englisch mit deutscher Übersetzung.
Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Teilnahme frei. Anmeldung erwünscht, aber nicht unbedingt notwendig unter:
Global(a!)bildungswerk-boell.de