"Entschuldigung das haben wir uns erlaubt" - Europas neue Kolonien

Bielefeld: Über Freihandelsabkommen der EU mit zentral- und südamerikanischen Staaten und was dahinter steckt

Freihandelsabkommen sind in Mode und auch die EU gibt sich momentan alle Mühe, mit dem Trend zu gehen. Geplant sind Assoziierungs- beziehungsweise Freihandelsabkommen mit Ländern Mittel- und Südamerikas. Die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen hierzu sind größtenteils bereits abgeschlossen, lediglich die Ratifizierung steht noch aus. Offiziell sollen mit dem Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren Wohlfahrtsgewinne für alle Beteiligten einhergehen: Neue Außenhandelsbeziehungen würden die internationale Arbeitsteilung stärken. Die EU sichert sich den Zugang zu Rohstoffen und neue Absatzmärkte. Anreize für InvestorInnen und neue Exportmöglichkeiten für Mittel- und Südamerika würden Infrakstrukturprojekte auf den Weg bringen und Arbeitsplätze schaffen. BefürworterInnen sprechen in diesem Kontext auch gerne von „Entwicklung“.

Soziale Bewegungen und Gewerkschaften vor Ort lehnen die geplanten Abkommen allerdings vehement ab. Auch in Deutschland haben sich verschiedene Kampagnen gebildet, die zum Protest gegen die Abkommen aufrufen. Soziale Bewegungen und Gewerkschaften gehen davon aus, dass die verstärkte Ausbeutung der Bodenschätze soziale und ökologische Konflikte auslösen beziehungsweise bestehende verschärfen wird. Es handelt sich um Auseinandersetzungen, in denen die Bevölkerung um ihr Land, ihren Lebensraum und die Versorgung mit (sauberem) Wasser kämpft und europäischen Konzerninteressen ausgeliefert ist. Die Durchsetzung des Marktzugangs für EU-Produkte gefährdet zudem einheimische Produzenten und die Ernährungssouveränität (z.B. durch subventionierte EU-Milchprodukte). Zum Schutz der Patente ("geistige Eigentumsrechte") europäischer Firmen wird der Nachbau und Weiterverkauf von Saatgut unter Kleinbauern verboten, höhere Kosten für Saatgut würden die kleinbäuerliche Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit gefährden. Zum Schutz der Patente werden auch Generika verboten, dadurch hat die Bevölkerung keinen Zugang zu günstigen Medikamenten mehr.

Klaus Hess (Informationsbüro Nicaragua) wird an diesem Abend ausführlich zur Logik und den Hintergründen der Freihandelsabkommen und laufenden Gegenkampagnen berichten.

Stefan Ofteringer (Misereor) wird zur Bedeutung des Freihandelsabkommens und seine Auswirkungen am konkreten Beispiel Kolumbien referieren, wo insbesondere Gewerkschaften und soziale Bewegungen von dem Vorhaben der EU bedroht sind.

Im Anschluss ist Raum und Zeit für Fragen, Kritik und Diskussionen!

Termindaten
Datum: 19.06.2012, 18:00 - 23.04.2024, 15:35
Stadt: Bielefeld
Veranstaltungsart: Vortrag und Diskussion
Veranstaltungsort: Universität Bielefeld, T2 205
Veranstalter: ATTAC Hochschulgruppe