No where no betta dan yard?

Heidelberg: "Negotiating Jamaican Identities and Sexualities between Jamaica and the Diaspora" - Öffentliche Veranstaltung mit Makeda Silvera (Toronto) und Rochelle Rowe (Berlin)

Jamaikanische kulturelle Identität wird insbesondere durch populärkulturelle und literarische Ausdrucksformen dargestellt. Diese Identitätsentwürfe lassen sich an der Intersektion von race, class, gender und sexuality verorten. Sie sind Äußerungen eines nationalen Selbstbewusstseins, das sich beispielsweise in den Erfolgen jamaikanischer Sportler_innen und Künstler_innen widerspiegelt und sich mit dem jamaikanischen Sprichwort "we likkle but we tallawah" zusammenfassen lässt. Sie verkörpern ein empowerment für die Staatsbürger_innen der jungen Nation, die 2012 ihre 50-jährige Unabhängigkeit von Großbritannien feierte und bis heute mit den verheerenden Folgen der britischen Kolonialherrschaft zu kämpfen hat. Koloniale Diskurse und die dadurch erzeugten Macht- und Hegemonie-Verhältnisse sind deshalb ebenso ein Teil jamaikanischer kultureller Identität wie deren subversives Aushebeln durch popkulturelle oder literarische Praktiken.

Migrationsbewegungen zwischen Jamaika und Nordamerika haben insbesondere seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert dazu geführt, dass herkömmliche Konzepte von Nation und nationaler Identität immer mehr in den Hintergrund gerückt sind. Damit ist auch eine Veränderung konstitutiver Elemente jamaikanischer kulturelle Identität eingetreten, die nun vermehrt im Spannungsfeld zwischen Diaspora in Nordamerika und karibischer Heimat ausgehandelt wird.

Im Zentrum des Workshops mit der Autorin und Aktivistin Makeda Silvera (Toronto) und der Historikerin Rochelle Rowe (Berlin) steht einerseits, wie jamaikanische nationale und kulturelle Identität seit der Gründung der Nation 1962 konstruiert und verstärkt wurde. Andererseits soll beleuchtet werden, wie insbesondere literarische und popkulturelle Praktiken alte Machtverhältnisse herausfordern und alternative Konzepte etablieren. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der (De-)Konstruktion der Hegemonie der Elite des "creole multi-racial state". Stützpfeiler dieser Elite sind beispielsweise Heteronormativität, rassifizierte Vorstellungen von Weiblichkeit und ein an den Bedürfnissen der Ober- und Mittelklasse orientierter Nationalismus. Diese sind durch Migrationsprozesse und die damit verbundenen kulturellen, ökonomischen und sozialen Austauschprozesse ins Wanken gekommen und haben Grundlagen für ein Zugewinn an Autonomie und Selbstbestimmung von bisher marginalisierten Gruppen wie den Angehörigen der Schwarzen Arbeiterklasse, Frauen und Homo-, Bi-, Inter-, und Transsexuellen geschaffen.

Termindaten
Datum: 30.01.2013, 18:30 - 20:30
Stadt: Heidelberg
Veranstaltungsart: Workshop
Veranstaltungsort: ehem. Senatssaal, Neue Universität (2. OG), Grabengasse 3-5, Heidelberg
Veranstalter: Dr. Anne Brüske, Wiebke Beushausen, Patrick Helber (Nachwuchsgruppe "Karibik-Nordamerika und zurück. Transkulturationsprozesse in Literatur, Populärkultur und Neuen Medien“)