Colonia Dignidad: Eine unaufgearbeitete Geschichte

Berlin: Über eine deutsche Sektensiedlung, die Verbrechen der chilenischen Diktatur und die Rolle der Bundesregierung 40 Jahre nach dem Putsch vom 11. September 1973

Die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen der chilenischen Militärdiktatur ist bis heute prekär: Nur wenige Täter wurden bisher strafrechtlich belangt. Fast gänzlich straflos und unaufgearbeitet ist das deutsch-chilenische Kapitel Colonia Dignidad. Die von deutschen Staatsbürgern gegründete Sektensiedlung arbeitete eng mit der chilenischen Militärdiktatur und ihrer Geheimpolizei DINA zusammen. In der Colonia Dignidad wurden hunderte chilenische politische Gefangene gefoltert, viele von ihnen wurden ermordet. Auch Siedlungsbewohner wurden ausgebeutet, missbraucht und gequält.

Jahrzehntelang ergriffen weder Chile noch die Bundesrepublik ausreichende Maßnahmen um diese öffentlich bekannten Menschenrechtsverletzungen zu beenden. Die Siedlung besteht bis heute unter dem Namen "Villa Baviera" und wird durch Haushaltsmittel des Auswärtigen Amts unterstützt. Viele der Haupttäter sind bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden, einige von ihnen leben heute in Deutschland. Menschenrechtsgruppen und Opfervereinigungen fordern derweil ein Ende der Straflosigkeit und umfassende Aufarbeitungsmaßnahmen, wie z.B. den Bau einer Gedenkstätte am Eingang zur Siedlung.

18 Uhr: Dokumentarfilm "Colonia Dignidad" von José Maldavsky (2007, 52 min, spa mit engl UT).

Im Anschluss Informationsveranstaltung mit:

Erick Zott war Mitglied der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) und wurde im Januar 1975 von der chilenischen Geheimpolizei DINA festgenommen. Fast zwei Jahre lang wurde er an verschiedenen Haftorten festgehalten und gefoltert, u.a. auch in der Colonia Dignidad. Nach seiner Freilassung ging er ins Exil nach Österreich, wo er bis heute lebt. 1977 sagte er im Verfahren vor dem Bonner Landgericht (Colonia Dignidad ./. Amnesty International) aus.

Dieter Maier ist Menschenrechtler und Autor verschiedener Bücher zur Colonia Dignidad. 1977 hat er als Mitarbeiter von Amnesty International die Broschüre "Colonia Dignidad, ein Folterlager der chilenischen Geheimpolizei DINA" mitverfasst.

Jan Stehle ist Mitarbeiter des FDCL und promoviert an der FU Berlin zum Thema "Deutsche Außenpolitik und Menschenrechte – Der Fall Colonia Dignidad 1961-2013"

Termindaten
Datum: 10.09.2013, 18:00 - 29.03.2024, 14:25
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Film- und Diskussionsveranstaltung
Veranstaltungsort: Veranstaltungsraum im Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. (FDCL). Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Theateraufgang, 5. Stock. U-Bhf. Mehringdamm (U6/U7)
Veranstalter: LN und FDCL