Film: "Mein Leben mit Carlos"

Berlin: Filmreihe "Chile 40 Jahre nach dem Putsch" - Dokumentation mit anschließendem Publikumsgespräch mit Petra Schlagenhauf (FDCL)

Ein Blick zurück auf die Geschichte Chiles seit dem Putsch 1973. In Zusammenarbeit mit dem Moviemento-Kino zeigen das FDCL und die Lateinamerika Nachrichten eine Filmreihe zu den Themen Menschenrechte, Bildungsstreik und Landnahme der indigenen Mapuche.

Do., 26.09.: Mi vida con Carlos (dt.: Mein Leben mit Carlos)
Chile und Spanien / Jahr: 2009. Dauer: 83 min. Genre: Dokumentation. Regie: Germán Berger-Hertz, Joaquim Jordà und Roberto Brodsky.

Carlos Berger Guralnik wurde am 11. September 1973 mit 70 anderen politischen Oppositionellen von Pinochets "caravana de la muerte", der Todeskarawane, in der chilenischen Atacamawüste ermordet. Der chilenische Filmemacher Germán Berger-Hertz, der einzige Sohn von Carlos, bricht in seinem Film "MEIN LEBEN MIT CARLOS" ein jahrzehntelanges Schweigen und begibt sich auf eine dramatische Spurensuche. Die Abwesenheit von Carlos begleitet diesen Film durchgehend. Germán Berger-Hertz trifft sich mit seinen, an viele Orte der Welt ins Exil geflüchteten Familienangehörigen, um sich dem Schmerz und dem Verlust zu stellen. Die zutiefst menschlichen Beweggründe der Protagonisten, ihre individuellen Lebensentscheidungen mit der Vergangenheit umzugehen, bezeugen auf sehr bewegende Weise ein in Vergessenheit geratenes Kapitel. Die Mutter von Germán Berger-Hertz, Carmen Hertz, spielte eine tragende Rolle in der Anklage Pinochets im Fall der Todeskarawane. Eine Politik, die versuchte, das Leben kritischer Personen total auszulöschen, ihre Spuren, ihre Körper. Somit ist die Rekonstruktion des einzelnen Lebens gleichzeitig der Versuch, auf diese Weise auch einen Teil der chilenischen Geschichte zu rekonstruieren.

Die grausame Geschichte eines Landes wird entlang einer mitreißenden persönlichen Spurensuche fühlbar und verdichtet sich durch exklusive private Archivbilder aus der Pinochet-Ära. "MEIN LEBEN MIT CARLOS" ist als Film gegen das "Verbrechen der permanenten Hinrichtung" zu verstehen, wie es im juristischen Sprachgebrauch heißt. Bis heute gab es keine abschließende Klärung der Ereignisse, es gab keine Anklage und der Leichnam ist bis heute verschwunden. Und das Vergessen bleibt der wahre Triumph der Gewalt. Die Geschichte der Familie Berger - ihr lebenslanger Versuch, eine Tragödie zu überwinden - spiegelt das Schicksal eines ganzen Landes wider.

Petra Schlagenhauf ist Rechtsanwältin und Vorstandsmitglied des FDCL. Sie war lange Jahre in der Chile-Solidarität aktiv und hat als Anwältin der Nebenklage verschiedene Opfer der chilenischen Diktatur in Verfahren vor der deutschen Justiz vertreten.

Die weiteren Filme in der Reihe:

03.10. Chile und die Diktatur des freien Marktes
28.10. Colonia Dignidad
29.10. Newen Mapuche

Termindaten
Datum: 26.09.2013, 19:30
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Film- und Diskussionsveranstaltung
Veranstaltungsort: Moviemento Kino, Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin
Veranstalter: Lateinamerika Nachrichten e.V. und FDCL e.V. in Zusammenarbeit mit Moviemento Kino