Anfang der 1990er Jahre stand Kuba wirtschaftlich vor einem regelrechten Kollaps. Die geopolitischen Veränderungen in Osteuropa hatten zur Folge, dass die Insel ihre wichtigen Wirtschaftspartner verlor. Allgemein bezeichnet man diese Zeit als "periodo especial". Aufgrund des Mangels an Nahrungsmitteln, Pestiziden, Kunstdünger u.ä. entstanden staatlich geförderte und private Initiativen, die einen grundsätzlichen Wandel hin zu einem nachhaltigen Anbau von Gemüse und Obst einleiteten. Städte wie Havanna und Villa Clara werden heute zu gut 70 Prozent mit Gemüse aus städtischer Landwirtschaft - sprich durch Anbau in privaten Gärten, Familienbetrieben oder Kooperativen - versorgt. Durch Förderung von urbaner Landwirtschaft, Kooperativen sowie privater Landwirtschaft und Familienbetrieben sollen die Nahrungsmittelimporte gesenkt und absehbar eine Nahrungsmittelsouveränität erreicht werden.
Der Referent: Fernando R. Funes-Monzote (Havanna 1971), unabhängiger Agraringenieur, ist einer der herausragenden Wissenschaftler in Kuba mit umfassender praktischer Erfahrung im ökologischen Anbau. Neben seiner wissenschaftlichen Beschäftigungen im In- und Ausland begann Funes-Monzote im Jahr 2012 sich in der Nähe von Havanna einen landwirtschaftlich-ökologischen Betrieb ("Finca Marta") mit einigen Facharbeitern aufzubauen. Dort möchte er seinen theoretischen Ansatz der "Ausbildung, Produktion und Forschung" (formación-producción-investigación) in die Praxis umsetzen.
Am Abend gibt es beim Filmfestival "Cuba im Film" einen thematisch passenden Film:
Tierralismo (Kuba, 2013), von Alejandro Ramírez Anderson.
Dokumentarfilm, DVD, 50 Min., OmeU.
18:30 Uhr, Filmforum Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46a,
in Anwesenheit von Fernando R. Funes-Monzote.
Anhand der erfolgreich funktionierenden Kooperative "ViveroAlamar" in Alamar (Havanna) stellt Ramírez ein Konzept des urbanen ökologischen Gemüseanbaus vor, das mittlerweile Vorbildcharakter für andere Kooperativen in Kuba gefunden hat.