Frieden oder Gerechtigkeit? Die Übergangsjustiz in Kolumbien

Berlin: Kann es Frieden ohne Gerechtigkeit oder Gerechtigkeit ohne Frieden geben?

Nach über 50 Jahren Bürgerkrieg verhandeln in Kolumbien Regierung und FARC-Guerilla über einen Friedensvertrag. Kontrovers wird die Vereinbarung zur juristischen und historischen Aufarbeitung diskutiert, die Staatspräsident Santos und FARC-Anführer Timoschenko mit dem historischen Handschlag auf Kuba besiegelten. Seitdem wird der Friedensprozess von vielen als unumkehrbar betrachtet. Aber sowohl rechte Gruppen um den Ex-Präsident Uribe, die den Krieg mit einem "Sieg" beenden wollen, als auch Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch kritisieren das Abkommen mit den gleichen Argumenten. Sie befürchten Straflosigkeit trotz schwerer Menschenrechtsverbrechen der einen und/oder anderen Seite.

Tatsächlich werden in den 75 Punkten der Übereinkunft Regelungen zu Gerechtigkeit, Recht auf Wahrheit, Wiedergutmachung und Garantien zur Nicht-Wiederholung formuliert. Ein Sondertribunal soll ermitteln und über Strafen entscheiden. Aber durch Hilfe bei der Aufklärung können geständige Täter Gefängnis vermeiden und stattdessen zu einem alternativen Strafvollzug verurteilt werden. Befürworter argumentieren, dass ein Vertrag, der führende Vertreter beider Seiten gleich ins Gefängnis gebracht hätte, nie unterschieben worden wäre. Ein Frieden wäre so unmöglich.

Das Interesse am Friedensprozess ist groß. Seit Jahrzehnten arbeiten deutsche NGOs vor Ort und bringen sich mit ihren kolumbianischen Partnern positiv in die Entwicklung des Landes ein. Gemeinsam mit unseren Expert*innen und Ihnen/Euch wollen wir das Spannungsfeld von Frieden und Gerechtigkeit in Kolumbien diskutieren. Dazu laden wir herzlich ein!

Termindaten
Datum: 10.05.2016, 18:30 - 20:30
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Fachgespräch
Veranstaltungsort: Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Saal E800, Konrad-Adenauer-Str. 1, 10557 Berlin
Veranstalter: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion