Bereits 25 Kandidat:innen im Wahlkampf in Mexiko ermordet

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In vielen Ortschaften, besonders auf dem Land, herrscht ein Klima der Angst sowohl für die Wähler:innen als auch für die Kandidat:innen.
In vielen Ortschaften, besonders auf dem Land, herrscht ein Klima der Angst sowohl für die Wähler:innen als auch für die Kandidat:innen.

Mexiko-Stadt. Wie auch schon in den vergangenen Jahren werden die Wahlen in Mexiko von Gewalt überschattet. Noé Ramos und Alberto Antonio García sind die letzten beiden tödlichen Opfer der Gewalt gegen Kandidat:innen. Ramos hatte für die Partei PAN im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas für das Amt des Bürgermeisters der Kreisstadt Mantes kandidiert und wurde während einer Wahlkampfveranstaltung erstochen.

Er war bereits Bürgermeister von Mantes gewesen und hatte sich zur Wiederwahl gestellt. Seine Partei verurteilte die Tat und forderte den Gouverneur des Bundesstaates auf, unverzüglich die Schuldigen zu ermitteln: "Dieses Verbrechen reiht sich ein in die lange Liste der Ungerechtigkeiten, die in unserem Bundesstaat noch nicht aufgeklärt wurden, und markiert einen Rekord an Straflosigkeit und Unsicherheit unter Ihrer Regierung", hieß es in einem Kommuniqué der PAN.

Alberto García war Kandidat der Regierungspartei Morena für das Amt des Bürgermeisters der Kreisstadt San José Independencia im südlichen Bundesstaat Oaxaca. Er war bereits am 17. April zusammen mit seiner Frau Agar Cancino Gómez, der derzeitigen Bürgermeisterin des Ortes, verschwunden. Am 19. April teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass das Ehepaar auf einer Insel im See Miguel Alemán gefunden wurde. Alberto García war jedoch tot. Seine Frau überlebte.

Bis zu den Wahlen sind es noch mehr als fünf Wochen, so dass die Zahl der Gewalttaten, die des Wahljahres 2021 noch übertreffen könnte. Damals wurden 30 Menschen ermordet. In vielen Ortschaften, besonders auf dem Land, herrscht ein Klima der Angst sowohl für die Wähler:innen als auch für die Kandidat:innen. Die Bedrohung geht nicht nur von der organisierten Kriminalität wie Drogenkartellen aus, sondern auch von den gegnerischen Parteien.

Ein Reporter der Zeitung Animal Político berichtete vor Ort über die komplizierte Situation im Norden des Bundesstaates Veracruz am Golf von Mexiko. Dort seien im Januar acht Leichen in zwei verlassenen Autos auf einer Brücke gefunden worden. In der Ortschaft Cazones seien Kriminelle im März auf den zentralen Platz vorgefahren und hätten dort Leichenteile von zwei Personen verstreut. Vor dem Rathaus schossen sie in die Luft, während sich die örtliche Polizei in ihrer Wache verschanzte.

Das Klima der Angst hält viele davon ab, für ein öffentliches Amt zu kandidieren. "Leider habe ich sowohl Angst vor dem organisierten Verbrechen als auch vor den Behörden. Denn ich zweifle nicht daran, dass es in der Regierung (von Veracruz) jemanden gibt, der für das organisierte Verbrechen arbeitet, um uns zu schaden. Und das organisierte Verbrechen, das in diesem Bundesstaat schreckliche Dinge getan hat, ist zu allem fähig, wenn es um Geld geht oder um die Kontrolle über die von ihm beherrschten Gebiete zu behalten", sagte die Kandidatin für den Senat von der Partei Movimiento Ciudadano, Angélica Sánchez Hernández, dem Reporter.

Sánchez hat deshalb bereits Schutz bei der Nationalen Wahlbehörde beantragt und wird seitdem ständig von Leibwächtern begleitet. Nachts schläft sie mit einem Telefon in der Hand, um sich bei verdächtigen Geräuschen sofort melden zu können. Bei Ortsbesuchen im Wahlkampf könne sie ihr Auto erst verlassen, nachdem die Sicherheitsleute die Umgebung genau überprüft hätten. Angst habe sie in jedem Fall, sagt Sánchez, und dennoch: "Ich möchte meinen Kindern die Botschaft mitgeben, dass man im Leben die Dinge nehmen muss, wie sie kommen, und nicht aufgeben darf. Denn wir können nicht immer in Angst leben".

Am 2. Juni wählen knapp 100 Millionen Wahlberechtigte in Mexiko eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten. Daneben werden auch zahlreiche Posten auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen neu besetzt.