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Ecuador erhält IWF-Kredit, um Schuldendienst zu finanzieren

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Juan Vega, Minister für Wirtschaft und Finanzen Ecuadors, und Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des IWF
Juan Vega, Minister für Wirtschaft und Finanzen Ecuadors, und Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des IWF

Quito. Die Regierung von Daniel Noboa hat sich mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf einen Kredit in Höhe von vier Milliarden US-Dollar geeinigt. Damit soll das erwartete Haushaltsdefizit von mehr als 4,8 Milliarden US-Dollar gedeckt werden. Das entspricht rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die formelle Zustimmung des IWF-Direktoriums steht noch aus. Nach der Einigung mit dem IWF hat auch die Entwicklungsbank für Lateinamerika und die Karibik (CAF) einen kurzfristigen Kredit zur Stabilisierung der Zahlungsbilanz in Höhe von 800 Millionen US-Dollar bewilligt.

Nach Angaben des Wirtschafts- und Finanzministeriums belaufen sich die Auslandsschulden Ecuadors auf über 46,75 Milliarden US-Dollar, während die Inlandsverschuldung 13,25 Milliarden US-Dollar beträgt. Die Gesamtverschuldung des öffentlichen Sektors bei internationalen Organisationen liegt derzeit bei über 25 Milliarden US-Dollar, davon 7,97 Milliarden beim IWF. Weitere wichtige multilaterale Kreditgeber sind die Weltbank (WB), die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) und die Entwicklungsbank für Lateinamerika und die Karibik (CAF).

Die Leiterin der IWF-Mission in Ecuador, Varapat Chensovasdijai, gab an, dass es das Ziel des IWF sei, die ecuadorianische Regierung bei der Verbesserung der Lebensqualität der Ecuadorianer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu unterstützen. Man sei mit den Reformanstrengungen der Regierung von Daniel Noboa zur Haushaltskonsolidierung und makroökonomischen Stabilisierung zufrieden.

Der Ökonom und ehemalige Finanzminister Marco Flores (1997-1998) kritisiert hingegen die Fortsetzung der Kürzungspolitik, die bereits von Noboas Vorgängern Lenín Moreno und Guillermo Lasso praktiziert wurde. Damit werde man zwar den Auflagen des IWF gerecht, führe das Land aber nicht aus der Stagnation. Der Ökonom befürchtet, die öffentlichen Schulden Ecuadors könnten bis Ende des Jahres auf 90 Milliarden US-Dollar ansteigen.

Der Ökonom und Politikwissenschaftler Juan Pablo Jaramillo erklärt, dass die neue Kreditlinie des IWF nicht für neue öffentliche Investitionen, sondern für die Tilgung alter Schulden gedacht ist. Der Experte kritisiert die mangelnde Transparenz der Regierung hinsichtlich der Zins- und Kreditbedingungen. Klar ist, dass ein Teil des Geldes bereits für die Rückzahlung von Schulden verwendet wird, auch von solchen, die Ecuador selbst gegenüber dem Währungsfonds hat. Ziel ist es, mehr finanziellen Spielraum zu gewinnen und das Kreditausfallrisiko zu senken, indem fällige Schulden durch neue mit längeren Laufzeiten ersetzt werden.

Der Indigenenverband Ecuadors (Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador, Conaie) schreibt in einem Kommuniqué: "Ein neues Abkommen mit dem IWF ist keine Belohnung für unser Land, sondern eine Strafe". Der Verband fordert, dass die Bedingungen und der Umfang der Vereinbarung öffentlich gemacht werden. "Es wurde im Geheimen ausgehandelt, dahinter verbergen sich sicherlich weitere Schäden für das Land und die Natur".