Kolumbien / Politik

FARC übergeben Vorschläge zur Landreform

Extraktivistische Bergbau- und Minenwirtschaft soll gestoppt werden. Forderung nach Legalisierung kontrollierten Drogenanbaus

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Iván Márquez gab am Mittwoch die acht Minimal-Vorschläge der FARC bekannt
Iván Márquez gab am Mittwoch die acht Minimal-Vorschläge der FARC bekannt

Havanna. Die Delegation der Guerillaorganisation FARC bei den laufenden Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung hat am vergangenen Mittwoch den Abgesandten der Regierung in Havanna ein Dokument mit "Acht Minimalvorschlägen für die Neuordnung und Nutzung des Bodens" übergeben.

Der Sprecher der FARC, Iván Márquez, sagte, das Dokument solle von der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos überdacht und in den kommenden Gesprächsrunden diskutiert werden. Es gehe um die "soziale, umweltgerechte, demokratische und partizipative Regelung" der Landfrage und eine nationale Debatte darüber.

Mit ihren Vorschlägen verteidigten die FARC den Gebrauch des Bodens für die Nahrungsmittelsouveränität und die Ernährung der Bevölkerung, das Recht auf Wasser, den Schutz der Wasserreservoire und den Aufbau neuer ländlicher Siedlungen, so Márquez weiter.

Die Landreform müsse auch zum Rückgang der extensiven Viehzucht führen, wodurch mindestens 20 Millionen Hektar für die landwirtschaftliche Nutzung freigesetzt würden. In Kolumbien werden 38,6 Millionen Hektar allein für die Viehzucht eingesetzt. Nur 4,9 Millionen Hektar werden für den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten genutzt, die in erster Linie für den Export bestimmt sind. Rund 52 Prozent der Ackerfläche sind in der Hand von 1,5 Prozent der Grundbesitzer.

Außerdem wird in dem Dokument der Stopp der "ungeordneten und anarchischen Ausdehnung der extraktivistischen Bergbau- und Minenwirtschaft" gefordert. Die Regierung müsse die Entscheidung zurücknehmen, mit der "große Teile des Amazonas-Gebietes und ein hoher Prozentsatz traditionell kleinbäuerlicher Zonen zu strategischen Gebieten für den Bergbau" erklärt wurden.

In den acht Vorschlägen fordern die FARC auch, die Legalisierung "eines gewissen Anbaus von Marihuana, Mohn und Koka zu therapeutischen, medizinischen und industriellen Zwecken oder aus kulturellen Gründen zu erwägen". Für ländliche Gemeinden, die ihren Lebensunterhalt durch illegalen Anbau verdienen, müsse Ersatz geschaffen und ihre Lebensbedingungen verbessert werden. Ihre Kriminalisierung müsse beendet werden.

Seit vergangenem November führen die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens und die Regierung Friedensgespräche. Die Landreform gilt als Schlüsselthema für die Beilegung des bewaffneten Konfliktes. Beide Seiten haben versichert, dass die Gespräche auf einem guten Weg sind. Mit dem Abschluss der vierten Gesprächsrunde wird erwartet, dass weitere Themen der vereinbarten Agenda diskutiert werden, unter anderen die Garantien für eine Beteiligung der Bevölkerung am Friedensprozess.

Unterdessen bestätigte der "Bloque Iván Rios" der FARC am Freitag den Tod von Jacobo Arango, Kommandant der fünften Front und Mitglied des Generalstabs der Guerillaorganisation, der zusammen mit fünf weiteren Guerilleros am 31. Januar ums Leben kam. Das Lager der Rebellen im Verwaltungsbezirk Córdoba im Nordwesten Kolumbiens war von der Luftwaffe bombardiert worden. Nach Angaben der FARC wurden die Guerilleros im Schlaf überrascht, Kampfhandlungen hätten nicht stattgefunden. Kolumbiens Präsident Santos hatte die Tötung von Luis Carlos Durango, alias Jacobo Arango, bereits am 1. Februar via Twitter verkündet: "Der Rädelsführer der FARC, Jakobo Durango, ist ein weiterer historischer Führer, der durch die Aktion unserer Streitkräfte gefallen ist".