800 Fischer blockieren Belo-Monte-Baustelle

Fischer fordern Entschädigungen für Rückgang der Fangerträge. Bis zu 40.000 Menschen sollen im Zuge des Staudammbaus vertrieben werden

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800 Fischer blockieren Belo Monte Staudamm
800 Fischer blockieren einen Zugang zur Baustelle von Belo Monte

Brasília. Rund 800 Fischer haben am Mittwoch den Eingang zur Baustelle des Belo-Monte-Staudamms im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará blockiert. Die Fischer beklagen starke Rückgänge ihrer Fangerträge seit Beginn der Bauarbeiten für Belo Monte, den am Fluss Xingu gelegenen drittgrößten Staudamm der Welt. Die Protestaktion der Fischer wird von der Bewegung der Staudammbetroffenen (MAB), der Jugendbewegung Levante Popular da Juventude und anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen unterstützt.

Die Fischer verlangen vom Konsortium Norte Energia, das den 11-Gigawatt-Staudamm Belo Monte in der Nähe der Stadt Altamira bauen lässt, Entschädigungen für die bereits erlittenen sowie für die kommenden Einbußen beim Fischfang. Zudem fordern sie das Konsortium auf, ihnen neue Anlegestellen für ihre Boote sowie technische Unterstützung zu gewähren. Die Protestierenden wurden laut Angaben der MAB von Vertretern des Konsortiums Norte Energia zum Gespräch empfangen. Die Verhandlungsvertreter des Konsortiums hätten aber keine Befugnisse gehabt, den Fischern Zugeständnisse zu machen. Daher hätten die 800 Fischer einen der Zugänge zur Baustelle von Belo Monte besetzt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Laut Angaben der Fischer beabsichtigen sie, die Blockade des Eingangs solange fortzusetzen, bis die Firma ihnen angemessene Angebote vorlegen wird. "Wir sind darauf vorbereitet, hier tagelang zu bleiben, sollte es notwendig sein", wird ein Fischer im Bericht der MAB zitiert. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Fischer auf der Baustelle von Belo Monte zwei Monate verbracht und dort für ihre Rechte protestiert. Damals wurden aber Gespräche mit der Firma Norte Energia ergebnislos abgebrochen, da die Firmenvertreter unbeirrt argumentierten, dass der Staudammbau keine Auswirkungen auf den Fischfang in der Region haben wird. Dies wird von den Fischern und den anwesenden Zierfischfischern bestritten. Erst im Jahr 2011 hatte ein Gericht die Bauarbeiten des umstrittenen Belo-Monte-Staudamms wegen der Bedrohung der Zierfischerei vor Ort zwischenzeitig gestoppt. Auch aktuelle Stellungsnahmen von indigenen Fischern weisen bereits jetzt auf einen starken Rückgang der Fischbestände hin.

Die Baustelle des Staudamms war in den vergangenen Jahren bereits mehrmals von protestierenden Flussanwohnern und indigenen Gruppen besetzt worden. Sie fürchten um ihre Existenz durch den Bau der Anlage und der damit einhergehenden Trockenlegung der Volta Grande (Große Fluss-Schleife), deren Wassergang sich um bis zu 80 Prozent durch den Staudammbau verringern werde.

Durch das Staudammprojekt werden 400 Quadratkilometer Regenwald geflutet und unwiederbringlich zerstört, einzigartige Schutzgebiete vernichtet und große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase freigesetzt, so die Kritik von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen wie dem Movimento Xingu Vivo para Sempre aus Altamira. Die Bundesstaatsanwaltschaft im brasilianischen Bundesstaat Pará hat in 15 bislang eingereichten Klagen gegen das Staudammprojekt Belo Monte auf die Vielzahl an Gesetzesbrüchen durch das Projekt hingewiesen. Zudem hatte im vorvergangenen Jahr die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte  der Organisation Amerikanischer Staaten die unverzügliche Aussetzung des Genehmigungs- und Bauprozesses des Großprojektes Belo Monte gefordert, da die Rechte der indigenen Bevölkerung missachtet würden. Durch den Bau des Staudamms werden Fachleuten zufolge bis zu 40.000 Menschen vertrieben. Dazu zählen Flussanwohner, Indigene, Kleinbauern ebenso wie Bewohner der Armenviertel in der Stadt Altamira. Umweltzerstörung, Artenverlust, Menschenrechts­verletzungen, die Ausbreitung von Armut und Krankheiten sind weitere befürchtete Folgen.