Kongress der Landlosenbewegung in Brasilien

Bei Treffen mit Präsidentin Rousseff fordert Landlosenorganisation MST eine umfassendere Agrarreform

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6. Kongress der Landlosenbewegung MST in Brasília
6. Kongress der Landlosenbewegung MST in Brasília

Brasília. In der brasilianischen Hauptstadt ist am vergangenen Wochenende der sechste Kongress der Landlosenbewegung Movimento dos Sem Terra (MST) zu Ende gegangen. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der MST nahmen etwa 15.000 Aktivisten der Bewegung sowie internationale Gäste und Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik teil. Auf zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen des Treffens in Brasília legten die Teilnehmenden bestehende Landkonflikte offen und betonten die Bedeutung der gemeinsamen Anstrengungen für eine umfassende Agrarreform.

"Wir müssen weiter kämpfen und Druck ausüben, um Fortschritte zu erreichen", so Roberto Baggio, der Landesvorsitzende der MST. Das fünftägige Treffen habe einmal mehr gezeigt, welche Stärken und Fähigkeiten die Organisation auszeichnen würden, die seit ihrer Gründung für die Demokratisierung der ländlichen Zonen und die Verteilung von Land einstehe, so Baggio weiter.

Die Bewegung sieht auch das Treffen mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff im Rahmen des Kongresses als Erfolg ihrer Strategie an. Seit dem Amtsantritt Rousseffs vor drei Jahren habe man ein solches Zusammenkommen gefordert, um die Probleme der ländlichen Regionen und die Forderungen an die Regierung vorbringen zu können. Nach Protesten von Landlosen vergangene Woche hatte Rousseff sich schließlich zu einer Zusammenkunft bereit erklärt.

Die Vertreter der MST reklamierten bei dem Treffen mit der Präsidentin vor allem die unzureichende Umsetzung der Agrarreformen, die zu einer großen Unzufriedenheit unter den Landlosen und zu einer fortbestehenden Konzentration von Land führen. In den vergangenen Jahren hatten ehemalige Landlose immer wieder aus wirtschaftlicher Not heraus ihnen zugesprochenes Land verkaufen müssen. Rousseff erklärte sich nun bereit, weiteren 35.000 Familien Land zur Verfügung zu stellen, damit diese sesshaft werden könnten. Die begünstigen Landlosen sollten außerdem durch weitere Regierungsprogramme unterstützt werden.

Neben Land forderten die Teilnehmenden des Kongresses auch infrastrukturelle Maßnahmen, wie den Bau von Schulen und Gesundheitszentren, sowie eine effektivere Verankerung des Justizsystems und der Verfassung in den ländlichen Gebieten. Auch seien Investitionen in die Agrartechnologie und die nachhaltige Landwirtschaft unerlässlich, um die Nahrungsmittelsouveränität des Landes aufrecht zu erhalten und Kleinbauern sowie ökologische Landwirtschaftsmodelle zu schützen. Nur so könne die Regierung die sozialen Transformationen im Land voranbringen und eine gerechtere Verteilung der Reichtümer erzielen.